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Machtkampf Torwarttrainer und Neuer-Vertrauter gefeuert: Der FC Bayern zählt seinen Kapitän an

Freund, Trauzeuge und Torwarttrainer: Toni Tapalovic war 2011 mit Manuel Neuer zu den Bayern gewechselt
Freund, Trauzeuge und Torwarttrainer: Toni Tapalovic war 2011 mit Manuel Neuer zu den Bayern gewechselt
© Matthias Balk / DPA
Muss Manuel Neuer sich Sorgen machen? Der Torwart soll wegen seiner langen Ausfallzeit auf Gehalt verzichten, Freund und Torwarttrainer Tapalovic wurde gefeuert und mit Sommer wurde ein echter Konkurrent verpflichtet. 

Manuel Neuer bleibt nichts anderes übrig, als die Turbulenzen um seine Person vom Krankenbett aus zu verfolgen. Sein Freund, Trauzeuge und Torwarttrainer Toni Tapalovic wurde vom FC Bayern gefeuert, kaum dass Neuer nicht mehr präsent ist. Zudem will der Verein darauf drängen, dass der Bayern-Kapitän wegen seiner langen Ausfallzeit auf einen Teil seines geschätzten 20-Millionen-Euro-Gehalts verzichtet. Und zu allem Überfluss hat der Klub mit Yann Sommer einen Ersatzmann verpflichtet, der eine ernsthafte Konkurrenz bedeutet. Es gibt sicherlich angenehmere Nachrichten für einen Rekonvaleszenten.

Was Neuer vielleicht tröstet: Der Heilungsverlauf verläuft bislang gut, heißt es. Zur Erinnerung: Der Torwart hatte sich kurz nach dem Aus bei der Weltmeisterschaft in Katar auf einer Skitour im Urlaub schwerverletzt. Offiziell ist von einem Unterschenkelbruch die Rede. Es soll sich dabei um eine Fraktur von Waden und- Schienbein handeln. Es war wohl ein offener Bruch.

Einige Entwicklungen sind für Manuel Neuer bedenklich

Die schwere Verletzung wird den Torwart mindestens bis zum Sommer außer Gefecht setzen. Ob er bis zum Beginn der neuen Saison wieder fit ist, ist nicht ausgemacht, genauso wie die Frage, ob er zu alter Stärke zurückfindet. Im März wird der Keeper 37 Jahre. Das ist auch für einen Torwart ein hohes Alter.

Nimmt man die jüngsten Nachrichten und Ankündigungen aus dem Bayern-Kosmos wahr, könnte man auf die Idee kommen, dass der Rekordmeister für die Zeit nach Neuer plant.

Dass man mit dem Torwart über einen Gehaltsverzicht reden möchte, spielt in der Frage die geringste Rolle. Bei normalen Angestellten wird der Lohn sechs Wochen lang weitergezahlt, danach erhält man ein geringeres Krankengeld von der Krankenkasse. Neuer soll in seinem Vertrag eine Klausel haben, die ihm den vollen Lohn über vier Monate hinweg garantiert. Doch der lange Ausfall und die kostspielige Verpflichtung des Gladbach-Keepers Sommer (für acht Millionen Euro plus Bonus) haben Auswirkungen auf die Transferkasse der Bayern. Dem will der Klub entgegenwirken. Bei einem kolportierten Jahresgehalt von 20 Millionen Euro lohnt sich ein Gehaltsverzicht für den Verein.

Neuers Standing im Klub dürfte gelitten haben

Bedenklicher aus Sicht Neuers ist, dass die Wut auf ihn in der Vereinsführung mutmaßlich groß sein dürfte. Riskante Urlaubsvergnügen wie Skifahren sind nicht gern gesehen, auch wenn sie nicht explizit in einer Vertragsklausel unterbunden werden. Der lange Ausfall Neuers hat die Bayern in die Bredouille gebracht, weil sie in der entscheidenden Phase der Saison auf einmal ohne ihren Stammkeeper auskommen müssen.

Mit der Verpflichtung des Schweizer Nationaltorwarts Sommer landete Sportvorstand Hasan Salihamidzic einen Transfercoup, doch zugleich befeuerte er damit die Frage nach der Zukunft Neuers. Sommer ist ein herausragender Torhüter, der nicht so einfach aus dem Tor zu verdrängen ist. Auch hier spielt wieder die Frage hinein, ob Neuer wieder an alte Leistungen anknüpfen wird.

Ein weiterer Grund zur Sorge ist: Kaum ist er außer Gefecht, feuert der Verein seinen Freund und Torwarttrainer Toni Tapalovic. Offenbar war die Unzufriedenheit mit dem Kroaten schon lange groß. "Ich bin keiner, der mit dem Finger auf jemanden zeigt, es haben immer mehrere Parteien eine tragende Rolle. Dieses Miteinander ist nie so entstanden, wie wir uns Verantwortlichen das vorstellen, deswegen haben wir den Schritt vollzogen", äußerte sich Trainer Julian Nagelsmann zu der Personalie reichlich wolkig. "Insbesondere Differenzen über die Art und Weise der Zusammenarbeit haben jetzt dazu geführt, dass wir getrennte Wege gehen“, sagte Sportvorstand Salihamidzic. Um welche Art von Differenzen es sich handelte, sagte er nicht.

Das Aus von Tapalovic ist für Neuer ein großer Einschnitt. Der Torwart hatte den Kroaten 2011 aus Schalke mitgebracht, Tapalovic war und ist ein enger Freund, war Trauzeuge und sogar Urlaube verbrachte man gemeinsam. Trotz der lange bestehenden Differenzen zwischen Nagelsmann und Tapalovic trauten sich die Bayern nicht, den Vertrauensmann ihres Keepers vor die Tür zu setzen, solange der fit und präsent war. Dass sie den langen Ausfall des Torwarts sofort nutzten, wirft ein merkwürdiges Licht auf die interne Machtverteilung. Für Neuer sind das schlechte Nachrichten.

Quellen: DPA, "Sport Bild", "kicker.de"

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