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"Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" Wir wollen Helden sehen! Warum das Dschungelcamp mehr ist als nur Trash-TV

Dschungelcamp: Daniel Küblböck bei einer Dschungelprüfung in der ersten Staffel
Dschungelcamp: In der ersten Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus" stellte sich Daniel Küblböck in einer Prüfung seinen Ängsten
© RTL Stefan Menne / Picture Alliance
Alljährlich sorgt das Dschungelcamp für begeisterte, aber auch angewiderte Reaktionen. Dabei hat es oft bewiesen, dass es mehr sein kann als nur Trash-Fernsehen. Die Sendung zeigt uns, zu welchen Abgründen die Begafften fähig sind – und wir als Zuschauer mit ihnen.

In Deutschland herrscht Schneechaos. Die Weihnachtstage sind nur noch eine vage Erinnerung, die Völlerei und Feierei der Festtage längst dem Januar-Blues gewichen. Auf den Straßen protestieren die Menschen. Doch auch 2024 gibt es Hoffnung, zumindest im TV-Programm. Wie fast jedes Jahr werden wieder zwölf mehr oder gerne auch weniger bekannte deutsche Prominente ins australische RTL-Dschungelcamp nach Murwillumbah ziehen, um uns Fans vor den Bildschirmen Anlass zu sein, die eigene Schadenfreude zu kultivieren. 

Dschungelcamp 2024: Was das Camp so gut macht

Dabei steht und fällt die Attraktivität jeder Staffel mit dem Cast. 2024 gibt es gleich mehrere Stars, die für Stimmung sorgen könnten. Heinz Hoenig dürfte der wohl bekannteste Name unter den Campern sein, gleichwohl sind es selten die größten Berühmtheiten, die für die spannendsten Momente sorgen. Logisch: Sie haben es einfach weniger nötig, sich für Sendezeit zu inszenieren. Für Zoff könnte in diesem Jahr RTL-Dating-Show-Wanderpokal Kim Virginia sorgen. "Ich bin wohl die größte Tussi, die es jemals im Dschungel gab!", hat sie bereits im Vorfeld gesagt. Ein Superlativ, der bei Fans Hoffnungen weckt. Gleiches gilt für Leyla Lahouar, die mit der zweifelhaften Empfehlung einzieht, schon einmal aus einem Dating-Format geschmissen worden zu sein, weil sie handgreiflich wurde. RTL weiß, wie man Explosivität castet.

Auch eine Cora Schumacher könnte anregende Lagerfeuergespräche initieren, wenn sie über ihre Ehe mit Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher oder auch über ihre Liebeleien seit der Trennung auspackt. Sarah Kern möchte derweil die "starke, sympathische Sarah" zeigen und "nicht die rich bitch von früher". Man darf also hoffen, dass sich die Trostlosigkeit von 2015 nicht wiederholt – damals war der wohl langweiligste Haufen Stars aller Zeiten nach Murwillumbah geschickt worden. Zwei Wochen lang schlummerten die Camper gemütlich auf ihren Pritschen dahin, von zwischenmenschlichen Fehden, Intrigen und Draman war kaum etwas zu spüren. Die scharfzüngigen wie klugen Witze von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich verpufften ohne Widerhall.

Von Trash-TV zur Moralstudie

Bisher unerreicht ist indes Staffel fünf mit dem Drama um Sarah "Dingens" Knappik. Unvergessen, wie sich plötzlich (fast) ganz Fernsehdeutschland im Januar vor den TV-Geräten versammelte, um dem ehemaligen GNTM-Model dabei zuzuschauen, im Dschungelcamp zur Persona non grata zu werden. Plötzlich wurde aus einem leichten Unterhaltungsformat eine Moralstudie, auch über eigene Vorbehalte und Reflexe. Die Zuschauer wurden Zeugen, wie der betagte und erfahrene Schauspieler Mathieu Carrière das junge Model pathetisch anflehte, das Camp zu verlassen; wie sich ein Großteil der Campbewohner am Dschungeltelefon sammelte, um die Produzenten vor die Wahl zu stellen: entweder wir gehen oder sie! Und die Fans konnten live erleben, wie sich ein Mann zur zenhaften, ausgleichenden Instanz entwickelte: Peer Kusmagk

Kusmagk, im Vorfeld eher unauffällig und blass, wurde dafür am Ende mit der Krone belohnt. Worin sich letzterdings auch die Qualität der Sendung beweisen sollte: Sie kann im besten Fall aufzeigen, was passiert, wenn eine Gruppe geltungssüchtiger Selbstdarsteller aufeinander trifft. Sie legt Schatten und Abgründe offen, ausgeleuchtet vom Scheinwerferlicht. Und, vielleicht am wichtigsten: Sie kann trotzdem Helden schaffen. In diesem Fall Kusmagk, der kühlen Kopf bewahrte, ja, man könnte sogar sagen: der Mensch blieb.

Denn genau darum geht es nämlich alljährlich im Dschungelcamp: Wer beweist sich menschlich? Sei es durch besonderen Humor (Hallo, Evelyn Burdecki!) oder durch seine Stehaufmännchen-Qualitäten (siehe Menderes Bağcı). Ein großer Name allein reicht nicht für die Dschungelkrone, das wurde in der Vergangenheit oft genug bewiesen. 

"Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" wird von Kritikern allzu oft als Trashformat verschrien, als Voyeurismussteilvorlage, als ginge es dabei nur um Madenfressen und Nacktbaden. Weit gefehlt. Als "Ibes"-Fan ist es nach 20 Jahren ermüdend, die Sendung jedes Jahr aufs Neue zu verteidigen. Und es ist auch nicht nötig, der nachhaltige Erfolg spricht für sich. An die Camper deshalb eine Aufforderung an dieser Stelle: Das Dschungelcamp ist für euch kein Urlaub – wir wollen euch kämpfen, leiden, lachen und überraschen sehen! 

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