Fast 60 Jahre ist es her, dass sich ein gewisser "Bond, James Bond" zum ersten Mal auf der großen Kinoleinwand vorstellte. Sean Connery, ein damals recht unbekannter schottischer Schauspieler, hatte die Rolle überraschend ergattert. Überzeugen konnte der ehemalige Bodybuilder vor allem durch seine athletische Entscheidung – und überwand dabei auch Widerstände.
Der Schriftsteller hinter den Romanvorlagen zu Bonds Abenteuern, Ian Fleming, hatte den aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Connery – so ist es überliefert – eigentlich für die falsche Wahl gehalten, um den kultivierten und stilsicheren MI6-Agenten zu mimen. Doch Connery bekam Etikette-Coaching und überzeugte in "James Bond jagt Dr. No". Er schlüpfte noch sechs weitere Mal in seine Paraderolle und ist bis heute der Bond, an dem sich alle weiteren messen lassen müssen.
Von Milchmann zum Bodybuilder zum Weltstar
Geboren 1930 im schottischen Edinburgh als Sohn einer Putzfrau und eines Fernfahrers zog es Connery zur britischen Marine, wo er jedoch wegen eines Zwölffingerdarmgeschwürs nach wenigen Jahren entlassen wurde. Er schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, arbeite unter anderem als Baggerfahrer, Pferdekutscher, Möbelpolierer und Milchmann. 1950 wurde er schottischer Body-Building-Meister und dritter beim Mister-Universum-Wettbewerb. Zunächst Aktmodell, stieg er über mehrere kleinere Rollen ins die Filmbranche ein und schaffte als James Bond den internationalen Durchbruch.
Bis 1971 schlüpfte er sechs Mal in die Rolle des Geheimagenten, zuletzt jedoch widerwillig, fühlte er sich doch stets finanziell von den Produzenten benachteiligt. An Geld mangelte es ihm jedoch dennoch ganz offensichtlich nicht: Die komplette Millionengage seines letzten Films der offiziellen Reihe spendete der bekennende Patriot an seine eigene Stiftung, die sich vor allem für kulturelle und gesellschaftliche Projekte in Schottland einsetzt. Im Nachgang zu "Diamantenfieber" war von ihm der Ausruf "Niemals wieder James Bond" überliefert.
1983 ließ er sich dann aber doch noch einmal überreden, in die Rolle des arroganten Frauenschwarms zu schlüpfen. Unter dem passenden Titel "Sag niemals nie" spielte er an der Seite von Kim Basinger und Klaus-Maria Brandauer in einem Remake des Films Feuerball mit. Die Adaption gehört nicht zur offiziellen Reihe und war das Ergebnis des Rechtsstreits zwischen dem Bond-Produzenten Albert Broccoli und einem Mitautor des ursprünglichen Films.
Große Rollen abseits der James-Bond-Universums
Als James Bond erlangte Connery Weltruhm, doch auch abseits dieser Rolle etablierte er sich über die Jahre als gefragter Charakterdarsteller. So überzeugte er etwa in den Thrillern "Die Name der Rose" (1986), "Jagd auf Roter Oktober" (1990) und "Die Wiege der Sonne" (1993). Für seine Darstellung in "Die Unbestechlichen" von 1987 wurde er mit einem Oscar als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Seinen größten kommerziellen Erfolg feierte er 1996 mit dem Action-Blockbuster "The Rock" an der Seite von Nicholas Cage. Darin spielte er ironischerweise einen alternden britischen Geheimagenten, der jahrelang ohne Prozess von der US-Regierung ins Gefängnis gesperrt worden war, und eben jener nun helfen musste, die von Terroristen gekaperte Gefängnisinsel Alcatraz zurückzuerobern.
Seine letzte große Rolle verkörperte er 2000 in dem bewegenden Drama "Forrester – Gefunden". Darin spielte Connery den unter Agoraphobie leidenden Schriftsteller William Forrester, der sich seit Jahrzehnten in seiner Wohnung in der Bronx zurückgezogen hat. Durch Zufall baut er eine Freundschaft zu einem hochbegabten 16-jährigen Afroamerikaner auf und entdeckt und fördert dessen Schreibkünste als Mentor. Vier Jahre später beendete der kurz zuvor zum Ritter geschlagene Sir Sean Connery seine Filmkarriere.
Warum Sean Connery der einzig wahre James Bond ist
Das Image als Frauenschwarn beschränkte sich nicht nur auf seine Rolle als James Bond. 1989 hatte das People-Magazin den damals 59 Jahre alten Connery zum Sexiest Man Alive und zehn Jahre später zum Sexiest Man of the Century gewählt. In seinen späteren Filmen trug er seine zunehmende Haarlosigkeit offen zur schau. Als James Bond hatte er stets ein Toupet getragen.
Ob mit oder ohne Toupet steht für mich, wie für viele Fans, fest: Kein James-Bond-Darsteller nach ihm hatte ansatzweise sein Charisma. George Lazenby, der das Pech hatte Connery 1969 abzulösen, wurde nach nur einem Film wieder abgesetzt. Die Macher der Reihe holten Connery mit einer damaligen Rekordgage von 1,25 Millionen US-Dollar zurück und drehten mit ihm noch einen letzten Bond.
Bis heute verkörperte keiner den überheblichen, dekadenten und doch immer irgendwie charmanten Geheimagenten so sehr wie Connery. Pierce Brosnan und Daniel Craig haben beide auch sehr gute Bond-Filme gedreht, allerdings hat sich die Rolle in den Jahrzehnten stark verändert. Keiner von beiden trat die Missionen im Auftrag ihrer Majestät mit dieser Makellosigkeit, mit dieser Leichtigkeit und Chuzpe an, wie es Connery tat. Und so ist und bleibt er der einzig wahre James Bond.