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Zum Tod des Fußballers und Weltstars Erinnerungen an Franz Beckenbauer: "Ich werde vielleicht als Pflanze wiederkommen"

Beckenbauer flaniert in Begleitung seiner Mutter, Tante und damaligen Frau durch New York
If you make it there …: Beckenbauer 1978 in New York, mit seiner Mutter Antonie (l.), seiner damaligen Lebensgefährtin Diana Sandmann (2. v. r) und Tante Paula (r.)
© DPA/Werek
Stern-Autorin Ulrike Posche erlebte Franz Beckenbauer als Schlitzohr mit einem umwerfenden Lächeln. Einen wie ihn gab es in Deutschland nur ganz selten.

Franz Beckenbauer glaubte an Reinkarnation. Daran, dass er vor seinem Leben als Kaiser schon einmal da war. Und dass er nun, nach seinem Tod, wiedergeboren würde. Man muss nicht auch daran glauben. Aber es tröstet.

Denn mit Franz Beckenbauer verlieren wir den vielleicht Größten der wenigen Großen, die Deutschland noch hat. Einen Helden, eine Lichtgestalt, ein charismatisches Schlitzohr. Er war ein unvergleichlich leichtfüßiger Weltmann. Der erste vielleicht, der das bayerisch Einfache, das böse Deutsche mit der Welt versöhnte. In seiner Nähe wurde man zart und heiter.

Die Frage ist nun, als was kommt er wieder? "Als Pflanze vielleicht", hat er einmal gesagt, "ich weiß es nicht."

Als Franz Beckenbauer in München zur Welt kam, da war der Krieg gerade einmal vier Monate her. Der Frieden hatte sich noch nicht im Lebensgefühl niederlassen können. 60 Prozent der Innenstadt waren zerstört, überall Schutt, Asche und Trauer. Es war nicht die Zeit des Tänzelns und Bolzens und Lachens, aber Franz Beckenbauer, den die einen "Franzi" und die anderen "Franzl" nannten, kümmerte es nicht, wenn andere sich grämten. Der Junge war hübsch, schwarze Locken, ein umwerfendes Lächeln. Man hatte keine Chance, ihn nicht zu mögen. Er war der Typ geliebtes Kind. Einer, der trotz gelegentlichen Jähzorns überall durch- und ankam. Bei Freunden, bei Trainern und bei Tante Paula. Manche Menschen haben das, wahrscheinlich, weil sie entstanden, als der Schöpfer gerade gute Laune hatte. Glückstage der Menschheit.

Beckenbauer schoss gleich los. Schon zur WM 1966 war er unverzichtbar in der Nationalmannschaft. Schwarz-weißes Trikot, lange Koteletten. Er war da schon Vater, eine Jugendliebe aus dem Nachbarhaus. Aber nach Heirat und Familienleben stand ihm noch nicht der Sinn. Es ging ja gerade erst los. Die Mama kümmerte sich. Sie hielt auch später seine Frauen zusammen, das heißt: die aktuellen und die verlassenen.

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