25 Jahre nach dem ersten WM-Titel: Das macht Box-Königin Halmich heute

Regina Halmich sportlich wie eh und je – mit 53 Kilo hat sie fast noch ihr Wettkampfgewicht von einst

Regina Halmich sportlich wie eh und je – mit 53 Kilo hat sie fast noch ihr Wettkampfgewicht von einst

Foto: Agency People Image
Von: Jörg Lubrich

Regina Halmich (43) kennt Macho-Sprüche wie den von Graciano Rocchigiani (†54) zur Genüge: „Frauen gehören an den Kochtopf und ins Bett, nicht in einen Boxring.“

Lange musste sie sich diesen Quatsch anhören – besonders nach der ersten und einzigen Niederlage zu Beginn der Karriere vor 25 Jahren am 20. April 1995 in Las Vegas. Halmich: „Ich stieg nach der Niederlage gegen die Amerikanerin Yvonne Trevino blutüberströmt und mit einer dicken Beule über dem Auge aus dem Ring. Die Fotografen umzingelten mich so lange, bis sie die hässlichsten Bilder im Kasten hatten.“

Halmich im WM-Kampf gegen Kim Messer am 10. Juni 1995 in Karlsruhe. Sie siegt und holt ihren ersten WM-Gürtel. Ex-Weltmeister Jürgen Brähmer: „Regina hat allen anderen Boxerinnen den Weg geebnet.“ Unsere beste Boxerin bestritt insgesamt 56 Profi-Kämpfe bei 54 Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden

Halmich im WM-Kampf gegen Kim Messer am 10. Juni 1995 in Karlsruhe. Sie siegt und holt ihren ersten WM-Gürtel. Ex-Weltmeister Jürgen Brähmer: „Regina hat allen anderen Boxerinnen den Weg geebnet.“ Unsere beste Boxerin bestritt insgesamt 56 Profi-Kämpfe bei 54 Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden

Foto: Uli Deck / dpa

Bissige Fragen der Reporter folgten. Regina: „Sie wollten wissen, ob ich mich überhaupt sexy fühle. Danach habe ich fast die ganze Nacht geheult. Man wollte mich und damit das Frauen-Boxen plattmachen. Wenn ein Mann im Ring blutete, war er ein Held. Passierte das bei einer Frau, war sie eine wilde Furie.“ Halmich schwor sich: „So Leute, euch zeige ich es jetzt.“ Und wie es die Badenerin der Macho-Welt zeigte!

Zwei Monate später holte sie sich den WM-Titel: „Das war für mich nach den Anfeindungen eine Genugtuung. Die Bosse des Universum-Stalls saßen in der ersten Reihe und nahmen mich danach unter Vertrag.“

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Quelle: AGON/BILD

Es begann der Aufstieg zur Box-Queen. Von 1995 bis 2007 blieb sie Weltmeisterin, war die weltbeste Athletin ihrer Zeit im Fliegengewicht. Die ersten Börsen betrugen 5000 D-Mark. Halmich: „Davon kaufte ich mir einen gebrauchten Fiat.“ Doch spätestens nach dem Show-Kampf 2001 gegen den 37 Kilo schwereren TV-Moderator Stefan Raab rollte der Rubel. 7,35 Millionen Fans sahen zu, als die zierliche Halmich dem Großmaul Raab die Nase brach. Von nun an stiegen Börsen und Einschaltquoten in den Millionenbereich. Halmich: „Meinen Abschiedskampf 2007 schauten 8,8 Millionen Box-Fans am TV. Ich würde alles wieder so machen. Doch ein Comeback in den Ring schließe ich aus.“

Und würde sie sich noch mal für den Playboy ausziehen wie 2003 und 2015? Regina lacht: „Nein, alles zu seiner Zeit. Da sollen die Jüngeren ran.“

Was macht Regina Halmich heute? „Ich bin glücklich, lebe zum großen Teil in Berlin. Nach Karlsruhe zieht es mich aber auch noch oft, zu meinen Eltern. Beruflich bin ich breit aufgestellt, halte Vorträge in Firmen, moderiere, arbeite als TV-Expertin und entwickle Trainingsprogramme.“ Aus der gelernten Rechtsanwaltsgehilfin wurde die erfolgreichste deutsche Boxerin. Und der unvergessene Graciano Rocchigiani entschuldigte sich bei ihr auch. Halmich: „‚Ick mag keen Frauen-Boxen, aber du machst det schon janz jut‘, sagte Rocky später zu mir.“

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