Hausbesuche

April bis Dezember 2010

Ich kann mich noch gut daran erinnern. Im April 2010 fing alles an. Franz wollte einen Unternehmensberater und Coach engagieren. Zwar wurden wir in allen wichtigen Medien fast euphorisch erwähnt, aber die Firma war zu schnell gewachsen, und wir hatten seit mehreren Wochen ernste Lieferprobleme. Wichtige Kunden waren abgesprungen, und immer wieder war es zu kurzfristigen Zahlungsengpässen gekommen.
Anfangs war ich vollkommen dagegen, und das habe ich Franz auch deutlich gesagt. „So einen brauchen wir nicht. Erst stellt der sich doof und dann erzählen wir dem alles. Dann bekommen wir schlaue Sprüche zu hören, und dafür bezahlen wir viel Geld, und wenn der wieder verschwindet ist das Geld weg und wir sind so schlau wie zuvor, oder noch schlimmer – wir sind die Doofen.“
Franz ist nicht darauf eingegangen. Er meinte nur so beiläufig. „Ich werde mir das noch mal überlegen.“
Aber dann fing auch Verena damit an, dass wir unbedingt etwas tun müssten. Sie sagte: „Wir müssen schneller und besser werden. Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo die Firma dringend reorganisiert werden muss.“
Verena ist Rechtsanwältin und war damals meine beste Freundin. Ich kenne Verena seit meiner Zeit in der Waldorfschule. Sie beriet uns in juristischen Angelegenheiten, und ich habe ihr vertraut, was ein großer Fehler war.
Franz kannte von einem Seminar einen Unternehmensberater und war total begeistert. „Der stellt mit einer ganzheitlichen Strategie nicht nur die gesamte Organisation neu auf, der bezieht auch die daran beteiligten Menschen mit ein. Wir brauchen innovativen Input.“ So ähnlich hat er es mir erzählt. Franz war der Geschäftsführer der Firma, und er hat diesen sogenannten Unternehmensberater als Coach engagiert.
Im Mai 2010 war der Coach eine Woche im Unternehmen und hat alles auf den Kopf gestellt. Dann hatten wir eine Teambesprechung. Obwohl ich anfangs vollkommen dagegen war, war ich sofort fasziniert. Seine mit wenigen Sätzen skizzierte Strategie, die Firma neu zu organisieren, erschien mir plausibel, überzeugend und umsetzbar. Wie durch ein Wunder brachte er uns dazu, dass wir uns fühlten, als ob wir alle in einen durchstartenden Rennwagen gestiegen wären. Mir gefiel seine unkonventionelle Vorgehensweise, und seine Ansichten über bestimmte Dinge waren für mich vollkommen neu und hochinteressant. Doch davon erzähle ich später mehr, denn das füllt mehr als ein Kapitel meines Tagebuchs. Jedenfalls hat er ganz beiläufig angedeutet, dass er für besondere Persönlichkeiten auch Privat-Coachings durchführt. Das hat mich interessiert und ich habe auf seiner Website nachgelesen. Da stand: „Durch eine individuell abgestimmte Vorgehensweise, gelingt es Ihnen, Ihr Leben bewusster zu gestalten.“
Ich muss zugeben, ich musste lachen, so enttäuscht war ich. Den Satz hielt ich für ein ziemlich banales Dampf-Versprechen, aber irgendetwas Unbestimmtes hielt mich zurück.
Wegklicken oder bleiben? Wollte ich mein Leben nicht schon immer bewusster gestalten? Einige Sätze weiter las ich: „Nur kreative Menschen können ungeahnte Kräfte entwickeln …“
Ein Jahr zuvor hatte ich eine Phase, in der ich alles hinschmeißen wollte. Ich fühlte mich ausgebrannt, und ich hatte das Gefühl, dass ich mich immer auf dem gleichen Fleck abstrampeln würde, ohne jemals weiter zu kommen. Das was ich las, war genau das was ich schon immer wollte. Ich brauchte „… neue Kraft um Ihre Lebensfreude und innere Zufriedenheit zu steigern, und die Fähigkeit mit Schwächen und blockierenden Ängsten umgehen zu können.“
Ich musste an seine Worte denken. Sein „besuchen Sie mich, wann immer Sie wollen …“ hatte neutral, nicht anzüglich und doch verlockend geklungen. War er der wertvolle Mensch, der sich nur für mich Zeit nehmen wollte, um meine Sorgen anzuhören und mir meine Ängste zu nehmen? Sollte ich ihn beim Wort nehmen und mit ihm reden?

An das Datum kann ich mich noch gut erinnern, weil ich es dir, meinem Tagebuch anvertraut habe. Am 30. November 2010 habe ich seine Nummer gewählt. Ich bin sonst nicht so, aber ich muss zugeben, ich war nervös wie ein jungfräuliches Schulmädchen vor dem ersten Date. Nach mehr als sechs Monaten in denen ich ihn weder gesehen noch gehört hatte, wusste er sofort, dass ich es war. Wir verabredeten uns für den nächsten Abend, weil Stefan jeden ersten Mittwochabend im Monat Squash spielen ging, und nie vor 22:00 Uhr zurückkam.

Einen Fremden in seiner Wohnung zu besuchen, war für mich eine fast vergessene Erfahrung. Ich war sehr innerviert und obwohl es nicht das kleinste Zeichen dafür gab, muss ich zugeben, dass ich auch ohne Ende geil war. Zwar hatte ich mir fest vorgenommen, nur mit ihm zu reden, und mich auf nichts einzulassen, aber zur Sicherheit hatte ich Kondome mit Vanillegeschmack besorgt.
Liebes Tagebuch, das muss man sich mal vorstellen. Wo bleibt da die Logik. Mein Verstand sagte mir: „Du musst den Kopf frei bekommen. Sprich über deine Probleme und sag nicht zu viel. Hör was der dazu meint, und dann fahr zurück zu deiner Familie und denk in Ruhe darüber nach.“
Ich bin nicht so weltfremd, dass ich nicht weiß was alles passieren kann, wenn man einen Mann den man interessant findet, in seiner Wohnung aufsucht. Aber ich dachte, ich gebe ihm deutlich zu verstehen, dass ich nur gekommen bin, weil ich mich einmal richtig aussprechen will und seinen Rat brauche, und ich als verheiratete Frau auch noch nie zuvor zu mir fremden Männern in die Wohnung gegangen bin, um mit denen zu ficken und das auch nicht vorhabe, jedenfalls nicht am ersten Abend.
Mein Unterbewusstsein war vollkommen anderer Meinung, und meine Gedanken drehten sich nur noch darum, ob à la nature, oder mit Geschmack.
Ich hatte nur noch das Flüstern im Kopf: „Geh los und kauf Kondome mit Vanillegeschmack. Du wirst heute noch einen fremden Schwanz ablecken.“
Ich weiß nicht mehr, wie ich es geschafft hatte, Stefan ganz beiläufig zu sagen: „Du ich geh nachher noch zu Verena. Wir wollen etwas quatschen, und ich bin so gegen 22:00 Uhr zurück. Vielleicht wird´s auch etwas später.“
Stefan hatte nur genickt, und seine Sportsachen gepackt. Dann kam ein gehauchtes Küsschen auf meine Stirn, und weg war er, und ich heilfroh, dass ich so cool sein konnte.

Er empfing mich sehr höflich und zuvorkommend, wie zum Beispiel ein Anwalt eine Klientin empfängt. Sein Penthouse gefiel mir. Es war nicht überladen, aber doch durchgestylte eingerichtet. Ich saß auf einem schweren, schwarzen Ledersofa, und er mir gegenüber. Nach und nach fiel die Anspannung von mir ab. Wir tranken Rotwein, und ich spürte nach den ersten zwei Gläsern, wie mir der Wein in den Kopf stieg. Ich war nicht betrunken, ich fühlte mich in seiner Gegenwart wohl.
Über was wir die erste halbe Stunde geredet hatten, weiß ich nicht mehr. Vielleicht wollte ich mit meinem weitschweifigen Small-Talk auch nur mein schlechtes Gewissen wegdiskutieren, weil ich mich in seiner Wohnung sicher und gut fühlte, und Stefan vorgelogen hatte, dass ich bei Verena wäre. Irgendwann kam dann das Gespräch auf die Schwierigkeiten in vielen Beziehungen. Immer schön um den sprichwörtlichen heißen Brei herum, fing ich an, auch über meine Empfindungen in bestimmten Zeiten zu erzählen, um damit den Zustand meiner Ehe weitläufig zu umreden. Zuerst hat er aufmerksam zugehört, aber sein Lächeln wurde immer provokanter. Plötzlich sagte er: „Du möchtest eine Lösung für deine Probleme. Komm, ich zeig dir jetzt mein ganz persönliches Zeit- und Empfindungs-kontinuum.“
Diese unerschütterliche Selbstsicherheit liebe ich an ihm. Er kennt sich aus und redet nicht viel. Stefan hätte mit einem komplizierten Monolog begonnen und erst dann aufgehört, wenn ich eingeschlafen wäre.
Er ist ganz anders. Er ist aufgestanden und hat meine Hand genommen. Für einen Moment dachte ich: „Ich wusste es. Das ist sein Trick. Jetzt zeigt er dir im Schlafzimmer seine Briefmarkensammlung.“
Ich hielt seine Hand und ich stand auf, was ja schon ein deutliches Zeichen für Zustimmung war. Seit Jahren hatte ich mit keinem anderen Mann mehr geschlafen, und die Situation war so günstig wie noch nie. Ich dachte noch: „Was soll ´s …“ Mehr dachte ich nicht, und mein schlechtes Gewissen war in dem Moment auch nicht mehr vorhanden.

Aber ich sollte mich irren. Er hat mich in seine Küche geführt. Mit allem hatte ich gerechnet, aber damit nicht, und auf Küchenbesichtigungen und Kochkünste und Kochrezepte hatte ich keine große Lust. Ich muss zugeben, ich war für einen Moment sogar enttäuscht. Nicht wegen der Küche - die ist (oder war) sehr luxuriös, und ich war ziemlich beeindruckt. Ich hatte immer gedacht, dass Stefan und ich einen gehobenen Lifestyle kultivieren würden, aber das übertraf meine Erwartungen bei weitem. „Jetzt gibt er mit seiner schweineteuren Küche an“, und nicht nur insgeheim hatte ich mehr Initiative von ihm erwartet.
Mit geheucheltem Interesse, und mit der Mimik „so ein Langweiler“ sah ich mich um. Dann hielt ich ihm mein Glas hin. Ich fragte ihn (obwohl er mich vorher geduzt hatte): „Hätten Sie noch etwas von dem leckeren Chateauneuf du Pape?“
Auf meine Bitte ist er nicht eingegangen. Er hat mich nur angelächelt und einen Stuhl herangezogen. Das war so ein verchromtes Designerteil mit einem weichen, kobaltblauen Bezug und sah eigentlich ganz gut aus.
„Jetzt soll ich mich setzen“, und ich wollte es schon tun, aber ich hatte falsch gedacht.
Plötzlich höre ich: „Steig da rauf Fotze.“
Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen. Hatte ich mich verhört, oder hatte er mich tatsächlich als „Fotze“ tituliert?
„Wie redet das Arschloch mit mir“ war nach der Schrecksekunde mein erster Gedanke. Meine Hand fing an zu zittern und ich musste das Weinglas abstellen, weil ich für einen Moment dachte: „Hoffentlich lass ich das Glas nicht fallen. Der Wein könnte Flecken auf dem Boden …“
In so einer Situation braucht man oft einige Sekunden, um die Situation zu begreifen. Über das Wort „Fotze“ war ich nicht erschrocken. Ich weiß nicht, wie andere Frauen in so einer Situation reagieren, aber ich war wegen dem vollkommenen Umschwung vom kultivierten Gespräch ins Gegenteil zuerst amüsiert, dann wütend und ich dachte einen Moment daran meinen Mantel zu holen und mit einem theatralischen Türenknallen zu gehen.
Dann sah ich wieder sein umwerfendes und provozierendes Lächeln. Sein Charme wirkte immer noch nach, und seine Wortwahl bekam etwas irritierend-Erregendes, wie ein unbekanntes Gewürz in einem delikaten Essen.
Er wusste genau, was er tat. Er hatte mein Zögern und meine Hemmungen durchsaut und richtig interpretiert, und vielleicht konnte er sogar meine Gedanken lesen, als er sagte: „Hemmungen sind etwas Wunderbares – etwas wie Bremsen. Sie hindern uns daran, allzu rasch allzu weit zu gehen.“
Mit einem Lächeln, dazu einer angedeuteten Verbeugung und einer einladenden Handbewegung, und dazu mit großer Selbstsicherheit in der Stimme sagte er noch einmal. „Steig da rauf Fotze. Beeil dich.“
Jetzt klang seine Stimme klang fast zärtlich, aber es war auch eine unmissverständliche Aufforderung, und er hatte mich unüberhörbar und unzweifelhaft als „Fotze“ tituliert. Seine vollkommen veränderte Wortwahl fand ich unterste Schublade. Ich muss zugeben, plötzlich fühlte ich mich unsicher und wie eine billige Nutte, die von ihrem Zuhälter auf den Straßenstrich geschickt wird.
Meine schnippische Frage: „Warum soll ich das tun?“ beantwortete er nicht. Er hielt den Zeigefinger vor seinen Mund, und ich verstand das Zeichen als eine Art Spiel, um mich zu testet. Ich sollte schweigen.
Ich war durch sein Verhalten vollkommen aus der Spur gebracht. Aber dann dachte ich: „Du Arsch, du versuchst mich nur aus der Fassung zu bringen. Ich will doch mal sehen, wie weit du gehst und wer von uns die besseren Nerven hat.“
Sich auf einen gepolsterten Stuhl setzen ist einfach, aber im engen Rock auf einen gepolsterten Stuhl steigen und mit hohen Absätzen darauf stehen bleiben ist eine vollkommen andere Sache. Lächelnd sah er mir zu, wie ich unsicher meinen engen Rock etwas hochzog und dann umständlich versuchte, auf den Stuhl zu steigen.
„Ich kann das nicht.“
Zugegeben, das klang kleinlaut, aber er antwortete nur: „Du bist eine starke Frau. Du willst und du kannst alles. Tu es.“
Galant wie ein Rokoko-Galan reichte er mir die Hand und half mir beim raufsteigen. So müssen sich die Damen am Hof des Sonnenkönigs gefühlt haben, wenn ihnen die Kavaliere die Hände reichten, um sie mit einer kleinen Verbeugung in die Kutschen zu geleiten.
Ich habe oft darüber nachgedacht, warum ich ohne weiteren Widerspruch auf so ein absurdes Verlangen eingegangen bin. Vielleicht war es diese kleine Geste, die mich weichgekocht hatte. Ich weiß nur noch, dass ich meine aufgesetzte Empörung verflogen war, und ich mir dabei ziemlich blöd vorkam. Bei meinem ersten Date wird von mir verlangt, dass ich mich auf einen Stuhl stellen soll, und ich werde auch noch als „Fotze“ tituliert, und ich, die ich so viel Wert auf gutes Benehmen lege, spiel das Spiel auch noch mit. Das war eine extrem skurrile Situation.
Dann sagte er zu mir: „Und jetzt stell dir vor, dass du ein Filmstar bei einem wichtigen Casting bist. Stell dir weiter vor, dass eine Menge Leute um dich herumstehen und über dich reden, dich bewerten, abschätzig über deine Schwächen lästern. Und jetzt versuche über allem zu stehen. Zeig den Kleingeistern und Dummbeuteln da unten deinen starken Willen. Stelle dir vor, dass dein Körper nur eine Hülle ist, aber deine Seele über allem steht.“
Mein unsicher klingendes „Aber“ wurde von ihm vollkommen ignoriert. Dafür kam seine Frage: „Du möchtest doch frei und stark sein?“
„Ja schon. Ich weiß nicht? Eigentlich ja.“
„Wenn du das wirklich willst, dann musst du deine vielen, kleinen Blockaden überwinden. Du musst jede Rolle spielen können. Jeder Zweifel schwächt dich, aber der Glaube an dich gibt dir die Kraft, alles zu überstehen. Wir üben das jetzt. Denk nicht darüber nach. Tu nur das was ich dir sage.“
Da stand ich nun auf dem Küchenstuhl, und wusste nicht, was das mit Zeit und Empfindungen und meinem Date zu tun haben sollte.
„Wird das so etwas wie ein Rollenspiel, oder ist hier eine versteckte Kamera?“ Auf meine Frage schüttelte er nur den Kopf und ich bekam immer noch keine Antwort.
Ich stand vielleicht eine Minute (oder fünf Minuten - ich weiß es nicht mehr) auf dem Stuhl, und die Zeit kam mir unendlich lang vor. Er sah mich mit seinen stahlblauen Augen an, und ich hatte keine Ahnung, wie ich aus der blöden Situation heraus kommen konnte.
Plötzlich sagte er: „Und jetzt zieh den Rock ganz hoch und die Strumpfhose und deinen Slip bis zu den Knöcheln runter (da trug ich noch Slips).“
Das hatte ich nicht erwartet, und fast wäre ich vom Stuhl gefallen. Ich weiß noch, dass ich antworten wollte, aber dann doch nicht widersprochen habe - vielleicht weil ich nicht als prüde Sumpfkuh dastehen wolle.
Auf sein herrisch klingendes „los mach was ich sage“ bekam ich einen knallroten Kopf. Vom Stuhl konnte ich nicht ohne weiteres heruntersteigen. Das hätte bestimmt lächerlich ausgesehen. Außerdem war ich schon zu weit gegangen, um einen Rückzieher zu machen.
Ich fing an meine Strumpfhose und meinen Slip herunterzuziehen. Mit einem engen Rock auf einem Stuhl stehend ist das eine ziemlich wacklige und komplizierte Aktion und eigentlich kaum möglich. Ich konnte mich gerade noch am Küchenschrank festhalten, sonst wäre ich vom Stuhl gefallen.
Sein sympathisches Lächeln war einem Grinsen gewichen. Ohne mir zu helfen sah er meinen Verrenkungen zu. Ich hatte meine Strumpfhose und meinen Slip noch nicht ganz heruntergezogen, da griff er danach und mit einem Ruck zog er alles runter. Mein weißer Slip und die Strumpfhose hingen mir an den Knöcheln, und ich schämte mich, weil ich so unattraktive Unterwäsche anhatte.
Dann sagte er: „Und jetzt dreh dich langsam, dass ich dich ansehen kann.“ Obwohl ich die Situation sehr erniedrigend empfand, war ich wie hypnotisiert und an Widerspruch dachte ich auch nicht mehr.
Langsam und mit meiner Unterwäsche an den Knöcheln, begann ich, mich zu drehen. Ich hatte zwar schon von der Besetzungscouch gehört, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Filmstars ähnliche Aktionen mitmachen würden. Ich war in einer fremden Wohnung mit einem Mann, den ich gerade mal ein paar Stunden kannte, und ich stand auf einem blitzblauen Küchenstuhl. Meine Bluse war wie bei einer braven Internatsschülerin bis zum Hals zugeknöpft, mein enger schwarzer Rock fast bis zum Po hochgezogen, an meinen Knöcheln hing mein mit der Strumpfhose verwurschtelter Slip, und dazu bewegte ich mich auch noch mit kleinen Trippelschritten wie ein aufgezogenes Tanzpüppchen. Als ob das nicht genug gewesen wäre, griff er nach einer kleinen, weißen Kamera. Ungefragt und als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre, fing an Bilder von mir zu machen.
Leise sagte ich: „Das mag ich nicht“, aber er antwortete: „Du bist sehr talentiert, und dein Talent muss doch gefördert werden. Außerdem sind das nur Probeaufnahmen, und das Licht ist in dieser Position am besten.“ Das leuchtete mir zwar ein, aber es kam mir auch ziemlich exzentrisch vor, und ich dachte an meine Ehe, und „wenn das jemand sieht, bin ich erledigt.“
Ich hielt die Hände vor mein Gesicht. Auch als er sagte: „Und jetzt drück mit den Händen deine Titten hoch“, dachte ich nicht mehr an empörtes Gehen. Ich dachte auch nicht mehr an Stefan oder an meine Kinder. Ich war bereit, das Spiel mitzuspielen. Obwohl ich es nicht wollte, fingen mein Körper und mein Geist an, die knisternde Anspannung zu genießen. Hatten sich so die Sklavinnen im alten Rom gefühlt, die vor einem Publikum zur Begutachtung ausgestellt, versteigert und an einen fremden Herrn abgegeben werden sollten?
Er hatte vielleicht dreißig oder vierzig Fotos von mir gemacht, als er die Kamera weg legte. Ich wollte fragen: „Ist das Spiel jetzt vorbei“, aber dann sah ich, dass er zu einem schweren Küchenmesser griff. Jetzt bekam ich wirklich Angst. Ich wollte noch schreien: „Tu mir nichts …“, aber ich brachte nur einen krächzenden Laut heraus. Das war zu viel. Tränen liefen mir aus den Augen und ein Schluchzen schüttelte meinen Körper.
Seine Stimme war zu einem Flüstern geworden, aber sie klang schneidend wie ein Befehl, dem man besser nicht widerspricht.
„Bleib ganz ruhig, das ist nur ein Spiel. Es geschieht dir nichts. Vertrau mir …“
Fast wäre ich in ein hysterisches Lachen ausgebrochen. Wie soll man jemandem vertrauen, der einen in eine fast aussichtslose Position gebracht hat, und dazu noch ein Messer in der Hand hält? Ich wollte mir die Tränen aus dem Gesicht wischen, aber meine Hände zitterten so stark, dass meine Wimperntusche im ganzen Gesicht verschmiert wurde. Zitternd und schluchzend stand ich mit heruntergezogenem Slip und Strumpfhose auf einem Stuhl in einer fremden Wohnung bei einem fremden Mann, und ich wusste nicht, wie ich da jemals wieder lebend herauskommen sollte.
Mit dem Messer in der linken Hand gab er mir eine Papierserviette, und ich hielt sie vor mein Gesicht. Ich fühlte mich ausgeliefert und hilflos und ein Weinkrampf schüttelte meinen Körper. Ich dachte noch: „Ich kann es nicht mehr halten. Was wird er mir antun, wenn ich vor Angst auf seinen Stuhl mache?“
Er hielt das Messer so in der Hand, als ob er mich von unten nach oben aufschlitzen wollte, aber es kam anders. Mit einem einzigen Schnitt zerfetzte er meine Strumpfhose und den weißen Slip der zwischen meinen Knöcheln hing.
„Ab sofort trägst du keine Slips mehr.“
Die Situation war so schrecklich erniedrigend, dass ich nur mit dem Kopf nicken konnte. Doch dann geschah etwas Eigenartiges. Trotz meiner entsetzlichen Angst und dem Gefühl dem Mann ausgeliefert und bloßgestellt zu sein, fing ich an, das Spiel zu mögen. Vielleicht war ich auch nur dankbar, dass er mir nichts angetan hatte. Ich empfand sogar so etwas wie eine tiefe Sehnsucht zu dem Mann, der mich respektlos und wie einen Gebrauchsgegenstand behandelte, und doch verschont hatte.
Dann sagte er mit einer gleichgültigen Stimmlage, wie wenn man ein Brot bei einem Bäcker kauft: „Und jetzt setz dich mit deinem nackten Arsch auf die Kochplatte.“
Was sollte ich auch tun? Ich wusste nicht was er noch von mir verlangen würde, und er hatte immer noch das Messer in der Hand. Ich dachte mir: „Wegrennen kannst du nicht. Mach das was er sagt, dann kommst du auch wieder da raus.“
Es war etwas schwierig, meinen engen Rock ganz hochzuziehen. Immer noch auf dem Stuhl stehend, fing ich an, am Reißverschluss meines Rocks zu zerren, und ich erinnere mich noch, dass ich vor Aufregung den Reißverschluss kaputt gemacht hatte. Aber das war mir egal. Vorsichtig hatte ich mich auf die Ceranplatte gesetzt. Plötzlich gingen mir die seltsamsten Gedanken durch den Kopf.
„Da geht doch das Ceranfeld kaputt“, und „hoffentlich gibt das keine Flecken“ und solche Sachen. Das Messer sah ich nicht mehr. Ich wollte nur noch das tun, was er mir auftrug.
Meine Beine hatte ich noch auf dem Stuhl, aber er schob den Stuhl mit dem Fuß weg. Dann griff er mir zwischen die Beine und drehte an mehreren Schaltern des Kochfelds. Als ich das sah, dachte ich nur noch: „Der hat die Kochfelder angeschaltet.“
Ich wollte nur noch runter vom Kochfeld und weg, aber er griff mir in die Haare und bog meinen Kopf zurück. Dann drückte er mich so runter, dass mein Po auf dem Kochfeld blieb. Ich musste mich mit den Armen abstützen und ich weiß noch, wie ich versucht hatte, mit meinen Beinen Halt zu finden. Aber darauf nahm er keine Rücksicht. Auf dem Ceranfeld hat er mich hart und heftig gefickt und dabei ist meinen Rock ein ganzes Stück aufgerissen. Vor Angst hatte ich mich wie ein rammelndes Karnickel immer schneller bewegt, nur damit ich das Kochfeld nicht zu sehr berühre, oder das Glas womöglich kaputt geht. Ich wollte nur schnell da wieder runter komme. Das Seltsame dabei war, aber das ist mir erst später aufgefallen, dass ich die Hitze von den Kochfeldern überhaupt nicht gespürt hatte. Mein rationaler Verstand hatte mir einen Streich gespielt und mir zugeflüstert: „Beweg dich, sonst wirst du verbrennen.“
Er ist ein Genie. Einstein hätte mir das nicht besser erklären können. Jetzt in diesem Moment verstand ich, warum das Leben mit Stefan wie ein grauer, zäher Brei ist. Zeit ist ein relativer Zustand, wenn man die äußeren Umstände in Beziehung zueinander setzt. Wenn du an eine Sache glaubst, dass sie richtig ist, und du das willst, dann machst du alles. Dann gibt es weder gut noch böse, sondern nur noch ein „ich will.“ Zwei Minuten in der Küche heiß gefickt werden, ist allemal besser als zwei Stunden lauwarmer Kuschelmuschelschmusesex. Dabei war die Herdplatte gar nicht heiß, nur etwas warm, weil er nur so getan hatte, als ob er an den Schaltern dreht.
Zwar hatte ich danach einen roten Po, aber das kam nicht von der Kochplatte, sondern vom heißen Wasser. Als ich zitternd von der Herdplatte runtergerutscht bin, wollte ich von ihm wissen, wo sein Bad ist. Da sagte er: „Du brauchst nicht ins Bad. Du gefällst mir so wie du bist.“
Das muss man sich mal vorstellen. Die Reste meiner Unterwäsche hingen mir um die Knöchel. Mit kaputtem Rock, verheulten Augen und verschmiertem Gesicht, stand ich vollkommen durcheinander vor ihm, und er sagt: „Du gefällst mir so wie du bist.“
Zaghaft sagte ich ihm: „Ich muss auch mal …“ und was bekam ich zur Antwort? „Setz dich auf das Spülbecken“ war alles was er sagte.
Ich dachte: „Jetzt ist eh schon alles egal …“ Ich stieg noch einmal auf den Stuhl und setzte mich dann auf das Spülbecken, während er sich eine Zigarette anzündete und mir dabei zusah, wie ich Pipi ins Spülbecken machte. Dabei bin ich versehentlich an die Mischbatterie gekommen und habe mir mit heißem Wasser den Po verbrannt.
Später habe ich ihn gefragt: „Machen Sie das mit anderen Frauen auch? Was bin ich für Sie?“
Er hat geantwortet: „Du bist etwas Besonderes. Ich kann deine Gedanken lesen, und in deiner Seele habe ich einen Abgrund von wirren Trieben gesehen. Ich sehe deine Gier, deine Wünsche, über die du mit niemand sprechen kannst. Ich sehe hemmungslose Leidenschaften, und ich sehe in einen Sumpf, in dem das Chaos herrscht. Du suchst einen Leitstern, an dem du dich orientieren kannst. Du bist meine Inspiration.“
Darauf hatte ich nicht geantwortet. Mein Schweigen hat alles gesagt.

Etwa gegen 23:00 Uhr durfte ich gehen. Noch zitternd und durcheinander bin ich in meinen kleinen Mini eingestiegen, der beim Starten einen Satz nach vorn machte, und dann abgewürgt stehen blieb. Ich bin dann wie eine Betrunkene, der man nichts anmerken soll, nach Hause gefahren. Ich bin nicht gläubig, aber danach dachte ich nur noch: „Gottseidank ist nichts passiert.“

Wenige Minuten nach Mitternacht schlich ich mich wie eine Diebin ins Haus. Eigentlich hatte ich gehofft, dass Stefan schon schlafen würde, aber er hatte sich das RTL Nachtjournal angesehen. Er war so beschäftigt, dass er meinen zerrissenen Rock nicht bemerkt hat. Nach einem flüchtigen Kuss und einem „Hallo Liebling, es ist etwas später geworden“, bin sofort im Bad verschwunden. Ich hatte vergessen, die Tür abzuschließen, und Stefan kam einfach und ohne anzuklopfen ins Bad. Das hatte er zuvor noch nie gemacht. Er hat sofort meinen roten Po bemerkt. Ohne ihn anzusehen habe ich ihn angelogen: „Das kommt von den neuen Röhren im Sonnenstudio.“ Stefan glaubt mir alles, und trotz meiner offensichtlichen Lüge hatte ich kein schlechtes Gewissen. Aber ich weiß, dort oben im Himmel sitz jemand, der solche Sünden sieht. Die Strafe bekam ich auch sofort. Ich war müde und wollte nur noch schlafen, aber ich musste mir Stefans Monolog über die Schädlichkeit von künstlicher Bräune und das hohe Krebsrisiko anhören, den ich nur abbrechen konnte, weil ich mich mit der Ausrede: „Ich hab´ schreckliche Kopfschmerzen“ ins Bett geflüchtet bin.
Veröffentlicht von AmelieTharach
vor 1 Jahr
Kommentare
10
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AmelieTharach
an Selina6me : danke das ist lieb von dir
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Selina6me
schön entwickelt. Ich mag Schreiberei. hab einen Lieblingsautor.
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Soesterfun
Ganz heiß benutzt
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Lion7122
Ich war dabei! So gut hast Du es beschrieben.
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sehr geile Story
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rothaus52
im chaos künftig ohne unterhöschen
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sklavefuerpaar
Wunderschön... DANKE. Tolle Sprache und Gedanken.
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Domdomdu
Klasse beschrieben 
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Freddy46j
Gut beschrieben. Auch wenn dir deine Phantasien vielleicht manchmal peinlich sind. Tief im inneren bist du eben die devote Fotze,die läufige Schlampe, die unterworfen und benutzt werden will.
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Sehr schön geschrieben 
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