Artificial Randiness

Man liest und hört ja in den letzten Tagen gehäuft über ChatGPT. Also dieses KI-basierte Chatsystem, dass sogar schon gestandene Experten zum Staunen und Schwarzmalen bringt. Das selbständig funktionierende Programmroutinen erstellen und mathematische Operationen mit meist richtigem Ergebnis ausführen kann. Das geschmeidige Referate zu mehr oder minder beliebigen Themen liefern kann und aus diesem Grund vielen Lehrkräften Angst macht, weil sie vielleicht dann erstmals die Antworten auf ihre Hausaufgaben mehrmals lesen müssten, um sie zu verstehen, statt wie bisher kopfschüttelnd den Stempel "Thema verfehlt. Rechtschreibung! Ausdruck! Grammatik!!!" unter ein paar dahingekritzelte Zeilen setzen zu dürfen und schon deshalb seine Benutzung in Schule, Ausbildung und Studium am liebsten sofort verbieten lassen würden.
Nun ist es ja so, dass das Ganze eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Googles Chefetage Alphabet hat beispielsweise Alarmstufe Rot ausgerufen, als bekannt wurde, dass die Firma Microsoft ihre im untersten zweistelligen Prozentbereich der Marktabdeckung dahindümpelnde Suchmaschine Bing mit besagtem Chatbot koppeln will und verspricht, damit bei einer entsprechend sinnvoll formulierten Suchanfrage innerhalb von Sekunden eine(!) entsprechend gewichtete Antwort liefern zu können, statt, wie Google bisher, teils zig Tausende Links zum Selbstdurchsuchen. Beispielsweise auch auf die Frage, wie viele Engel wohl auf einer Nadelspitze vögeln können. (Vermutlich neben der zu hundert Prozent abgesicherten Zahl eins zusätzlich die Bestätigung, dass besagter Engel dabei wohl meist keine Flügel, sondern eher knappe Lederriemen, Latex, sündige Dessous mit Heels oder schlicht nur nackte Haut tragen würde.)
Was ich mir nun überlegt habe: Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass dem Hamster dank seiner immer restriktiven Politik den Angemeldeten gegenüber (Wegfall der Story-Sektion, keine eigenen Bild- oder Video-Galerien mehr ohne Creator-Account, keine Möglichkeit mehr, via Chat Bilder zu teilen) immer mehr von der (mittlerweile ungeliebten) ehemaligen Stammkundschaft davonläuft, die über Jahre hinweg dafür gesorgt hat, dass xHamster zum meistbesuchten Pornoportal Deutschlands wurde.
Nun auf diesem Weg für noch mehr interessierte Kundschaft zu sorgen, wäre ja auch eine tolle Einsatzmöglichkeit für so einen ausgebufften KI-Bot: Würfle jeden Tag [hier Zahlenbereich von - bis eingeben] neue Profile aus, fülle sie mit möglichst anziehenden Inhalten,Favoriten und einem ansprechenden Profiltext und lösche sie innerhalb der nächsten [hier Zahlenbereich von - bis eingeben] Tage wieder. Die Profilbilder dafür entnimm dem Ordner /opt/http/server/portrait-pix_anon. Und um den Nutzern auch ein möglichst fesselndes Erlebnis zu bieten, könnte sodann ja auch eine ChatGPT-Instanz auf die ganzen, sicher schnell eintrudelnden "Hi"-, "Wie geht's?"- und "Willste ficken?"-Nachrichten antworten. Dann dürfte es kaum noch "FAKE"-Kommentare zu den Profilen geben, da sie ja auf jede Frage brav innerhalb von Sekunden antworten könnten.
Die Frage ist natürlich, ob das wirklich das ist, was die Mehrheit der Nutzer erleben möchte. Also Ficktreffs wird die zwar vielleicht noch ausmachen können, nur mit dem körperlichen Erscheinen dürfte es dann schon schwieriger werden. Am einfachsten ließe sich da immer noch Findom mit betreiben, ein entsprechendes Chat-Profilmodell vorausgesetzt. Und Einnahmen kann man ja schließlich immer gebrauchen, gerade als Betreiber einer Webseite, nicht wahr? ;P
Ich muss allerdings gestehen, dass ich es schon irgendwie unbefriedigend fände, mich mit einer Maschine über Sex zu unterhalten, weil für die menschliche Gefühlsregungen letztendlich bloß Wortketten mit entsprechender statistischer Wertigkeit sind, auf die sie entsprechend ambivalent reagieren dürfte. Denn letztlich geht es doch in vielen Gesprächen schon irgendwie auch immer um handfeste Emotionen, die rausgelassen werden wollen.