„Liste starker Verben (bairische Sprache)“ – Versionsunterschied

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Dies ist eine Übersicht über die starken Verben der [[Bairische Sprache|bairischen Sprache]]. Die folgende Zusammenstellung erfolgt nach den historischen [[Ablaut]]klassen, das heißt nach dem Vokalwechsel, der im Wortstamm stattfindet; es werden jeweils der [[Infinitiv]] und das [[Partizip]] [[Perfekt]] zur Bildung der Vergangenheit angegeben. Zusätzlich findet sich ein Hinweis zur [[Konjunktiv]]-Bildung, wenn der Stammvokal der Konjunktivformen von dem des Infinitivs abweicht. [[Umlaut]] im Präsens Singular findet, anders als im Hochdeutschen, auch in der ersten Person Singular statt. Der Konjunktiv wird, wo nicht angegeben, schwach gebildet (also zu ''bleim: i bleibat'' „ich bliebe“; formal einem hdt. schwach gebildeten „ich bleibete“ entsprechend).
Die folgende Übersicht über die '''starken Verben des [[Bairisch]]en''' erfolgt nach den historischen [[Ablaut]]klassen, das heißt nach dem Vokalwechsel, der im Wortstamm stattfindet; es werden jeweils der [[Infinitiv]] und das [[Partizip]] [[Perfekt]] zur Bildung der Vergangenheit angegeben. Zusätzlich findet sich ein Hinweis zur [[Konjunktiv]]-Bildung, wenn der Stammvokal der Konjunktivformen von dem des Infinitivs abweicht. Der [[I-Umlaut#Hebung von germ. *e zu *i in anderen Umgebungen|i-Umlaut]] im Präsens Singular findet, anders als im Hochdeutschen, auch in der ersten Person Singular statt. Der Konjunktiv wird, wo nicht angegeben, schwach gebildet (also zu ''bleim: i bleibat'' „ich bliebe“; formal einem hdt. schwach gebildeten „ich bleibete“ entsprechend).


== 1. Ablautklasse ==
== 1. Ablautklasse ==
=== 1. Gruppe: ei > ie ([[Mittelhochdeutsche Sprache|mhd.]] î > i) ===
=== 1. Gruppe: ei > i ([[mittelhochdeutsch|mhd.]] î > i) ===
* bleim - bliem (''bleiben - geblieben'')
* beissn bissn (''beißen, gebissen'')
* dreim - driem (''treiben - getrieben'')
* leiddn gliddn (''läuten, geläutet'')
* leing/leicha - glieng/gliecha (''leihen, geliehen'')
* greiffa griffa (''greifen, gegriffen'')
* reim - griem (''reiben, gerieben'')
* reissn grissn (''reißen, gerissen'')
* reiten – grittn (''reiten, geritten'')
* schneim - gschniem (''schneien, geschneit'') – auch schwach: gschneibt
* schnein - gschnien (''schneiden, geschnitten'')
* scheissn gschissn (''scheißen, geschissen'')
* schreim - gschriem (''schreiben, geschrieben'')
* speim - gspiem (''speien, gespien'')
* steing - gstieng (''steigen, gestiegen'')


=== 2. Gruppe: ei > i (mhd. î > i) ===
=== 2. Gruppe: ei > ie (mhd. î > i) ===
* beissn - bissn (''beißen, gebissen'')
* bleim bliem (''bleiben, geblieben'')
* leiddn - gliddn (''läuten, geläutet'')
* dreim driem (''treiben, getrieben'')
* greiffa - griffa (''greifen - gegriffen'')
* leing/leicha glieng/gliecha (''leihen, geliehen'')
* reissn - grissn (''reißen - gerissen'')
* reim griem (''reiben, gerieben'')
* reiten - grittn (''reiten - geritten'')
* scheim gschiem (''kegeln, gekegelt'')
* schneim gschniem (''schneien, geschneit'') – auch schwach: gschneibt
* scheissn - gschissn (''scheißen - geschissen'')
* schnein – gschnien (''schneiden, geschnitten'')
* schreim gschriem (''schreiben, geschrieben'')
* speim gspiem (''speien, gespien'')
* steing gstieng (''steigen, gestiegen'')


== 2. Ablautklasse ==
== 2. Ablautklasse ==
=== 1. Gruppe: ia > o (mhd. ie > o) ===
=== 1. Gruppe: ia > o (mhd. ie > o) ===
(Das Nordbairische hat zum Teil statt ''ia'' entweder ''äi'' oder ''oi'', ''ui'', z. B. läign, loing, luing ''lügen'', valoisn, fruisn ''verlieren, frieren'')
(Das Nordbairische hat zum Teil statt ''ia'' entweder ''äi'' oder ''oi, ui'', z. B. läign, loing, luing ''lügen,'' valoisn, fruisn ''verlieren, frieren'')


* biang - bong (''biegen, gebogen'')
* biang bong (''biegen, gebogen'')
* (da)frian – (da)froan (''(er)frieren, (er)froren'')
* (da)frian – (da)froan (''(er)frieren, (er)froren'')
* fliang - gflong (''fliegen, geflogen'')
* fliang gflong (''fliegen, geflogen'')
* gliam - glom (''klieben, gekloben'' = „Holz spalten“)
* gliam glom (''klieben, gekloben'' = „Holz spalten“)
* griacha - grocha (''kriechen, gekrochen'')
* griacha grocha (''kriechen, gekrochen'')
* liang - glong (''lügen, gelogen'')
* liang glong (''lügen, gelogen'')
* riacha - grocha (''riechen, gerochen'')
* riacha grocha (''riechen, gerochen'')
* schiam - gschom (''schieben, geschoben'')
* schiam gschom (''schieben, geschoben'')
* schiassn - gschossn (''schießen - geschossen'')
* schiassn gschossn (''schießen, geschossen'')
* schliaffa - gschloffa (''schliefen, geschloffen'' = „schlüpfen“)
* schliaffa gschloffa (''schliefen, geschloffen'' = „schlüpfen“)
* valian – valoan (''verlieren, verloren'')
* valian – valoan (''verlieren, verloren'')
* wiang - gwong (''wiegen, gewogen'')
* wiang gwong (''wiegen, gewogen'')
* ziang - zong (''ziehen, gezogen'')
* ziang zong (''ziehen, gezogen'')


=== 2. Gruppe: à > u (mhd. û > o) ===
=== 2. Gruppe: à > u (mhd. û > o) ===
* sàffa (meist: i sauf) - gsuffa (''saufen, gesoffen'')
* sàffa (meist: i sauf) gsuffa (''saufen, gesoffen'')


=== 3. Gruppe: sekundäre Mischung ===
=== 3. Gruppe: sekundäre Mischungen verschiedener Klassen ===
* làffa (meist: i lauf) - gloffa (''laufen, gelaufen;'' historisch zur 7. Ablautklasse)
* làffa (meist: i lauf) gloffa (''laufen, gelaufen'') – mit ursprünglichem Partizip glàffa auch zur 7. Ablautklasse
* scheim – gschom (''kegeln, gekegelt'') – mit ursprünglichem Partizip gschiem auch zur 1. Ablautklasse


== 3. Ablautklasse ==
== 3. Ablautklasse ==
=== 1. Gruppe: i > u (mhd. i > u) ===
=== 1. Gruppe: i > u (mhd. i > u) ===
* brinna - brunna (''brennen, gebrannt''; [[Intransitivität (Grammatik)|intransitiv]]; nur gebietsweise)
* brinna brunna (''brennen, gebrannt;'' [[Intransitivität (Grammatik)|intransitiv]]; nur gebietsweise)
* dawischn - dawuschn (''erwischen, erwischt'') (daneben auch schwach wie im Hdt.)
* dawischn dawuschn (''erwischen, erwischt'') auch schwach: dawischd
* drinna drunna (''entkommen, entkommen'') – auch schwach: drinnt
* dringa (1) - drunga (''dringen, gedrungen'')
* dringa (2) - drunga (''trinken, getrunken'')
* dringa (1) drunga (''dringen, gedrungen'')
* dringa (2) drunga (''trinken, getrunken'')
* fiachtn/feachtn - gfuachtn/gfoachtn (''fürchten, gefürchtet'')
* fiachtn – gfuachtn (''fürchten, gefürchtet'') – auch nach der 2. Gruppe: gfoachtn
* gwinna - gwunna (''gewinnen, gewonnen'')
* rinna - grunna (''rinnen, geronnen'')
* gwinna gwunna (''gewinnen, gewonnen'')
* schindn - gschundn (''schinden, geschunden'')
* rinna grunna (''rinnen, geronnen'')
* schwimma - gschwumma (''schwimmen, geschwommen'')
* schindn gschundn (''schinden, geschunden'')
* singa - gsunga (''singen, gesungen'')
* schwimma gschwumma (''schwimmen, geschwommen'')
* spinna - gspunna (''spinnen, gesponnen'')
* singa gsunga (''singen, gesungen'')
* springa - gsprunga (''springen, gesprungen'')
* spinna gspunna (''spinnen, gesponnen'')
* stinga - gstunga (''stinken, gestunken'')
* springa gsprunga (''springen, gesprungen'')
* winga - gwunga (''winken, gewinkt'')
* stinga gstunga (''stinken, gestunken'')
* winschn - gwunschn (''wünschen, gewünscht'')
* winga gwunga (''winken, gewinkt'')
* winschn – gwunschn (''wünschen, gewünscht'')
* zindn - zundn (''zünden, gezündet'') – auch schwach: kentn, kent
* zwinga - zwunga (''zwingen, gezwungen'')
* zindn zundn (''zünden, gezündet'')
* zwinga – zwunga (''zwingen, gezwungen'')


=== 2. Gruppe: ea > å/oa (mhd. ë > o vor r + Konsonant) ===
=== 2. Gruppe: ea > å/oa (mhd. ë > o vor r + Konsonant) ===
* feachtn gfoachtn (''fürchten, gefürchtet'') – auch nach der 1. Gruppe
* vadeam (i vadiab) - vadåm oder vadeam - vadoam (''verderben, verdorben'')
* steam (i stiab) - gståm oder steam - gstoam (''sterben, gestorben'')
* steam (i stiab) gståm, gstoam (''sterben, gestorben'')
* weaffa (i wiaf) - gwåffa oder gwoaffa (''werfen, geworfen'')
* vadeam (i vadiab) vadåm, vadoam (''verderben, verdorben'')
* weam (du wiabst) - gwåm oder weam - gwoam (''werben, geworben'')
* weaffa (i wiaf) gwåffa, gwoaffa (''werfen, geworfen'')
* weam (du wiabst) – gwåm, gwoam (''werben, geworben'')
* wean (Kj. i wiad) - woan (''werden, geworden'' - Präsens im Ggs. zum Hochdeutschen schwach: du weast)
* wean (Kj. i wiad) woan (''werden, geworden;'' Präsens im Ggs. zum Hochdeutschen ohne Umlaut: du weast)


=== 3. Gruppe: öi/äi > ui/oi (mhd. ë > o vor l + Konsonant) ===
=== 3. Gruppe: öi/äi > ui/oi (mhd. ë > o vor l + Konsonant) ===
* göitn - guitn oder gäitn (des guit) - goitn (''gelten, gegolten'')
* gäitn (des guit) goitn oder göitn – guitn (''gelten, gegolten'')
* höiffa - ghuiffa oder häiffa (i huif) - ghoiffa (''helfen, geholfen'')
* häiffa (i huif) ghoiffa oder höiffa – ghuiffa (''helfen, geholfen'')
* mäiggn - gmoiggn (''melken, gemolken'')
* mäiggn gmoiggn (''melken, gemolken'')
* schäitn - gschoitn (''schelten, gescholten; fluchten, geflucht'')
* schäitn gschoitn (''schelten, gescholten; fluchen, geflucht'')
* schmöizn - gschmuizn oder schmäizn - gschmoizn (''schmelzen, geschmolzen'')
* schmäizn gschmoizn oder schmöizn – gschmuizn (''schmelzen, geschmolzen'')


== 4. Ablautklasse ==
== 4. Ablautklasse ==
=== 1. Gruppe: öi/äi > ui/oi (mhd. ë > o vor einfachem Konsonanten) ===
=== 1. Gruppe: e > u und öi/äi > ui/oi (mhd. ë > o vor einfachem Konsonanten) ===
* nehma (i nimm, Kj. i nàhmad) - gnumma (''nehmen, genommen'')
* nehma (i nimm, Kj. i nàhmad) gnumma (''nehmen, genommen'')
* stöin (Kj. i stehlad) - gstuin oder stäin - gstoin (''stehlen, gestohlen'')
* stöin (Kj. i stehlad) gstuin oder stäin gstoin (''stehlen, gestohlen'')


=== 2. Gruppe: e > o (mittelhochdeutsch verschiedenen Fälle) ===
=== 2. Gruppe: e > o (mittelhochdeutsch verschiedenen Fälle) ===
* daschrecka (i daschrig) - daschrocka (''erschrecken,'' auch transitiv) - im Präsens immer, im Perfekt transitiv daneben auch schwach: derschreckd
* daschrecka (i daschrig) daschrocka (''erschrecken,'' auch transitiv) im Präsens immer, im Perfekt transitiv daneben auch schwach: derschreckd
* dreffa (i drif) - droffa (''treffen, getroffen'')
* dreffa (i drif) droffa (''treffen, getroffen'')
* hem - kom (''heben, gehoben'') – auch schwach: ghebbd
* hem kom (''heben, gehoben'') – auch schwach: ghebbd
* kemma (i kim, Kj. i kàmad oder i kàm) - kemma (''kommen, gekommen'')
* kemma (i kim, Kj. i kàmad oder i kàm) kemma (''kommen, gekommen'')


== historische 5., 6. und 7. Ablautklasse ==
== Historische 5., 6. und 7. Ablautklasse ==
=== 1. Gruppe: Verben mit gleichem Ablaut in Infinitiv und Partizip II (mhd. a, â, ë, ei, ô, ou, uo > a, â, ë, ei, ô, ou, uo) ===
=== 1. Gruppe: Verben mit gleichem Ablaut in Infinitiv und Partizip II (mhd. a, â, ë, ei, ô, ou, uo > a, â, ë, ei, ô, ou, uo) ===
* bacha (i back, mia bachan, és backz) - bacha (''backen, gebacken'') – auch schwach: baggd
* bacha (i back, mia bachan, és backz) bacha (''backen, gebacken'') – auch schwach: baggd
* drång (Kj. i dràgad oder auch i dragad/drågad <!-- da helles a einerseits und mittel- bis dunkles a andererseits außerhalb Österreichs ganz unterschiedliche Laute sind, ist das eine bemerkenswerte Ausnahme, auch wenn hier im Schriftbild nur ein Akzent anders ist. !-->) – drång (''tragen, getragen'')
* drång (Kj. i dràgad) - drång (''tragen, getragen'')
* eischåiddn - eigschåiddn (''einschalten, eingeschaltet'')
* eischåiddn eigschåiddn (''einschalten, eingeschaltet'')
* essn (i iß) - gessn (''essen, gegessen'')
* essn (i iß) gessn (''essen, gegessen'')
* fagessn (i vagiß) - fagessn (''vergessen, vergessen'')
* fagessn (i vagiß) fagessn (''vergessen, vergessen'')
* fåin (Kj. i fallad) - gfåin (''fallen, gefallen'')
* fåin (Kj. i fallad) gfåin (''fallen, gefallen'')
* fressn (i friß) - gfressn (''fressen, gefressen'')
* fressn (i friß) gfressn (''fressen, gefressen'')
* gem (i gib, Kj. i gàbad oder i gàb) - gem (''geben, gegeben'')
* gem (i gib, Kj. i gàbad oder i gàb) gem (''geben, gegeben'')
* gråm - gråm (''graben, gegraben'')
* gråm gråm (''graben, gegraben'')
* hoaßn - ghoaßn (''heißen, geheißen'')
* hoaßn ghoaßn (''heißen, geheißen'')
* làffa - glàffa oder gloffa (''laufen, gelaufen'')
* làffa glàffa oder gloffa (''laufen, gelaufen'')
* lån - glån (''laden, geladen'')
* lån glån (''laden, geladen'')
* låssn - låssn (''lassen, gelassen'') - daneben auch glåssn, aber nie nach Infinitiv
* låssn låssn (''lassen, gelassen'') in der Bedeutung "furzen": glåssn (auch nach Infinitiv: "er hat oan fahrn glåssn"), sonst im Gegensatz zum Hdt. immer "låssn", egal ob mit Infinitiv oder nicht
* lesn (i lies) - glesn (''lesen, gelesen'')
* lesn (i lies) glesn (''lesen, gelesen'')
* måin (i mahlad) - gmåin (''mahlen, gemahlen'')
* måin (i mahlad) gmåin (''mahlen, gemahlen'')
* måin (i malad) - gmåin (''malen, gemalt'')
* måin (i malad) gmåin (''malen, gemalt'')
* messn (i miß) - gmessn (''messen, gemessen'')
* messn (i miß) gmessn (''messen, gemessen'')
* ruaffa (Kj. i riaffat) - gruaffa (''rufen, gerufen'')
* ruaffa (Kj. i riaffat) gruaffa (''rufen, gerufen'')
* schlaffa - gschlaffa (''schlafen, geschlafen'')
* schlaffa gschlaffa (''schlafen, geschlafen'')
* sèng (i sig, Kj. i sàgad) - gsèng (''sehen - gesehen'')
* sèng (i sig, Kj. i sàgad) gsèng (''sehen, gesehen'')
* wachsn - gwachsn (''wachsen, gewachsen'')
* wachsn gwachsn (''wachsen, gewachsen'')
* waschn - gwaschn (''waschen, gewaschen'')
* waschn gwaschn (''waschen, gewaschen'')


=== 2. Gruppe: Spezialfälle (mhd. i > ë; ê > a) ===
=== 2. Gruppe: Spezialfälle (mhd. i > ë; ê > a) ===
* biddn – been (''bitten, gebeten; einladen, eingeladen'') – auch schwach: bidd oder ausnahmsweise mit deutlich hörbarem unbetonten e: biddet
* ling (Kj. i làgad) - gleng (''liegen, gelegen'')
* sitzn - gsessn (''sitzen, gesessen'')
* ling (Kj. i làgad) – gleng (''liegen, gelegen'')
* geh (i gäh, Kj. i gàngad(ad) oder selten i gàng) - ganga (''gehen, gegangen;'' historisch zur 7. Ablautklasse)
* sitzn – gsessn (''sitzen, gesessen'')
* geh (i gäh, Kj. i gàngad(ad) oder selten i gàng) ganga (''gehen, gegangen;'' historisch zur 7.&nbsp;Ablautklasse)
* steh (i stäh) - gstandn (''stehen, gestanden;'' historisch zur 6. Ablautklasse)
* steh (i stäh, Kj. i stêgad oder selten i stàndad) gstandn (''stehen, gestanden;'' historisch zur 6. Ablautklasse)


== Sonderfälle ==
== Sonderfälle ==
* bringa - bråcht (''bringen, gebracht;'' historisch kein Ablaut, sondern ein [[Rückumlaut]])
* bringa bråcht (''bringen, gebracht;'' historisch kein Ablaut, sondern ein [[Rückumlaut]])
* doa (i dua, mia dean/dàn, és deaz/dàz, de dàn, Kj. i dàd oder i dàdad) - dô (''tun;'' historisch außerhalb der Ablautklassen stehend. "dàd" wird auch fast immer statt hdt. "würde" für den periphrastischen Konjunktiv herangezogen)
* doa (i dua, mia dean/dàn, és deaz/dàz, de dàn, Kj. i dàd oder i dàdad) dô (''tun;'' historisch außerhalb der Ablautklassen stehend. "dàd" wird auch fast immer statt hdt. "würde" für den periphrastischen Konjunktiv herangezogen)
* sei (i bin, du bist, er is, mia san, és saz, de sand) - war (Kj. i wàr, i wàrad) - gwen (''sein;'' historisch aus drei Wortwurzeln bestehend. Imperfekt wird ausgebildet, Erzählzeit ist aber auch hier Perfekt)
* sei (i bin, du bist, er is, mia san, és saz, de sand) war (Kj. i wàr, i wàrad) gwen (''sein;'' historisch aus drei Wortwurzeln bestehend. Imperfekt wird ausgebildet, Erzählzeit ist aber auch hier Perfekt)


== Schwache Verben ==
== Schwache Verben ==
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* aufhebbm – aufghebbd (''aufheben'') – auch stark: aufghoom
* aufhebbm – aufghebbd (''aufheben'') – auch stark: aufghoom
* bagga - baggd (''backen'') – auch stark: bagga
* bagga baggd (''backen'') – auch stark: bagga
* brenna - brennd (''brennen''), s. a. oben
* biddn bidd (''bitten, einladen'') – auch stark: been
* denga - denggd (''denken'')
* brenna brennd (''brennen''), s. a. oben
* fanga - gfangd (''fangen'')
* denga denggd (''denken'')
* haua - ghaud (''hauen'')
* fanga gfangd (''fangen'')
* henga - ghenggd (''hängen'')
* haua ghaud (''hauen'')
* henga – ghenggd (''hängen'')
* scheina - gscheind (''scheinen, vom Licht'') – „den Anschein haben“ heißt normalerweise nicht "scheina")
* scheina gscheind (''scheinen, vom Licht'') – „den Anschein haben“ heißt normalerweise nicht scheina


[[Kategorie:Bayerischer Dialekt|!]]
[[Kategorie:Bairischer Dialekt]]
[[Kategorie:Deutsche Grammatik]]
[[Kategorie:Deutsche Grammatik]]
[[Kategorie:Liste (Sprache)|Verben]]
[[Kategorie:Liste (Wörter)|Verben]]

Aktuelle Version vom 26. April 2023, 09:35 Uhr

Die folgende Übersicht über die starken Verben des Bairischen erfolgt nach den historischen Ablautklassen, das heißt nach dem Vokalwechsel, der im Wortstamm stattfindet; es werden jeweils der Infinitiv und das Partizip Perfekt zur Bildung der Vergangenheit angegeben. Zusätzlich findet sich ein Hinweis zur Konjunktiv-Bildung, wenn der Stammvokal der Konjunktivformen von dem des Infinitivs abweicht. Der i-Umlaut im Präsens Singular findet, anders als im Hochdeutschen, auch in der ersten Person Singular statt. Der Konjunktiv wird, wo nicht angegeben, schwach gebildet (also zu bleim: i bleibat „ich bliebe“; formal einem hdt. schwach gebildeten „ich bleibete“ entsprechend).

1. Ablautklasse

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1. Gruppe: ei > i (mhd. î > i)

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  • beissn – bissn (beißen, gebissen)
  • leiddn – gliddn (läuten, geläutet)
  • greiffa – griffa (greifen, gegriffen)
  • reissn – grissn (reißen, gerissen)
  • reiten – grittn (reiten, geritten)
  • scheissn – gschissn (scheißen, geschissen)

2. Gruppe: ei > ie (mhd. î > i)

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  • bleim – bliem (bleiben, geblieben)
  • dreim – driem (treiben, getrieben)
  • leing/leicha – glieng/gliecha (leihen, geliehen)
  • reim – griem (reiben, gerieben)
  • scheim – gschiem (kegeln, gekegelt)
  • schneim – gschniem (schneien, geschneit) – auch schwach: gschneibt
  • schnein – gschnien (schneiden, geschnitten)
  • schreim – gschriem (schreiben, geschrieben)
  • speim – gspiem (speien, gespien)
  • steing – gstieng (steigen, gestiegen)

2. Ablautklasse

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1. Gruppe: ia > o (mhd. ie > o)

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(Das Nordbairische hat zum Teil statt ia entweder äi oder oi, ui, z. B. läign, loing, luing lügen, valoisn, fruisn verlieren, frieren)

  • biang – bong (biegen, gebogen)
  • (da)frian – (da)froan ((er)frieren, (er)froren)
  • fliang – gflong (fliegen, geflogen)
  • gliam – glom (klieben, gekloben = „Holz spalten“)
  • griacha – grocha (kriechen, gekrochen)
  • liang – glong (lügen, gelogen)
  • riacha – grocha (riechen, gerochen)
  • schiam – gschom (schieben, geschoben)
  • schiassn – gschossn (schießen, geschossen)
  • schliaffa – gschloffa (schliefen, geschloffen = „schlüpfen“)
  • valian – valoan (verlieren, verloren)
  • wiang – gwong (wiegen, gewogen)
  • ziang – zong (ziehen, gezogen)

2. Gruppe: à > u (mhd. û > o)

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  • sàffa (meist: i sauf) – gsuffa (saufen, gesoffen)

3. Gruppe: sekundäre Mischungen verschiedener Klassen

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  • làffa (meist: i lauf) – gloffa (laufen, gelaufen) – mit ursprünglichem Partizip glàffa auch zur 7. Ablautklasse
  • scheim – gschom (kegeln, gekegelt) – mit ursprünglichem Partizip gschiem auch zur 1. Ablautklasse

3. Ablautklasse

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1. Gruppe: i > u (mhd. i > u)

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  • brinna – brunna (brennen, gebrannt; intransitiv; nur gebietsweise)
  • dawischn – dawuschn (erwischen, erwischt) – auch schwach: dawischd
  • drinna – drunna (entkommen, entkommen) – auch schwach: drinnt
  • dringa (1) – drunga (dringen, gedrungen)
  • dringa (2) – drunga (trinken, getrunken)
  • fiachtn – gfuachtn (fürchten, gefürchtet) – auch nach der 2. Gruppe: gfoachtn
  • gwinna – gwunna (gewinnen, gewonnen)
  • rinna – grunna (rinnen, geronnen)
  • schindn – gschundn (schinden, geschunden)
  • schwimma – gschwumma (schwimmen, geschwommen)
  • singa – gsunga (singen, gesungen)
  • spinna – gspunna (spinnen, gesponnen)
  • springa – gsprunga (springen, gesprungen)
  • stinga – gstunga (stinken, gestunken)
  • winga – gwunga (winken, gewinkt)
  • winschn – gwunschn (wünschen, gewünscht)
  • zindn – zundn (zünden, gezündet)
  • zwinga – zwunga (zwingen, gezwungen)

2. Gruppe: ea > å/oa (mhd. ë > o vor r + Konsonant)

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  • feachtn – gfoachtn (fürchten, gefürchtet) – auch nach der 1. Gruppe
  • steam (i stiab) – gståm, gstoam (sterben, gestorben)
  • vadeam (i vadiab) – vadåm, vadoam (verderben, verdorben)
  • weaffa (i wiaf) – gwåffa, gwoaffa (werfen, geworfen)
  • weam (du wiabst) – gwåm, gwoam (werben, geworben)
  • wean (Kj. i wiad) – woan (werden, geworden; Präsens im Ggs. zum Hochdeutschen ohne Umlaut: du weast)

3. Gruppe: öi/äi > ui/oi (mhd. ë > o vor l + Konsonant)

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  • gäitn (des guit) – goitn oder göitn – guitn (gelten, gegolten)
  • häiffa (i huif) – ghoiffa oder höiffa – ghuiffa (helfen, geholfen)
  • mäiggn – gmoiggn (melken, gemolken)
  • schäitn – gschoitn (schelten, gescholten; fluchen, geflucht)
  • schmäizn – gschmoizn oder schmöizn – gschmuizn (schmelzen, geschmolzen)

4. Ablautklasse

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1. Gruppe: e > u und öi/äi > ui/oi (mhd. ë > o vor einfachem Konsonanten)

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  • nehma (i nimm, Kj. i nàhmad) – gnumma (nehmen, genommen)
  • stöin (Kj. i stehlad) – gstuin oder stäin – gstoin (stehlen, gestohlen)

2. Gruppe: e > o (mittelhochdeutsch verschiedenen Fälle)

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  • daschrecka (i daschrig) – daschrocka (erschrecken, auch transitiv) – im Präsens immer, im Perfekt transitiv daneben auch schwach: derschreckd
  • dreffa (i drif) – droffa (treffen, getroffen)
  • hem – kom (heben, gehoben) – auch schwach: ghebbd
  • kemma (i kim, Kj. i kàmad oder i kàm) – kemma (kommen, gekommen)

Historische 5., 6. und 7. Ablautklasse

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1. Gruppe: Verben mit gleichem Ablaut in Infinitiv und Partizip II (mhd. a, â, ë, ei, ô, ou, uo > a, â, ë, ei, ô, ou, uo)

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  • bacha (i back, mia bachan, és backz) – bacha (backen, gebacken) – auch schwach: baggd
  • drång (Kj. i dràgad oder auch i dragad/drågad ) – drång (tragen, getragen)
  • eischåiddn – eigschåiddn (einschalten, eingeschaltet)
  • essn (i iß) – gessn (essen, gegessen)
  • fagessn (i vagiß) – fagessn (vergessen, vergessen)
  • fåin (Kj. i fallad) – gfåin (fallen, gefallen)
  • fressn (i friß) – gfressn (fressen, gefressen)
  • gem (i gib, Kj. i gàbad oder i gàb) – gem (geben, gegeben)
  • gråm – gråm (graben, gegraben)
  • hoaßn – ghoaßn (heißen, geheißen)
  • làffa – glàffa oder gloffa (laufen, gelaufen)
  • lån – glån (laden, geladen)
  • låssn – låssn (lassen, gelassen) – in der Bedeutung "furzen": glåssn (auch nach Infinitiv: "er hat oan fahrn glåssn"), sonst im Gegensatz zum Hdt. immer "låssn", egal ob mit Infinitiv oder nicht
  • lesn (i lies) – glesn (lesen, gelesen)
  • måin (i mahlad) – gmåin (mahlen, gemahlen)
  • måin (i malad) – gmåin (malen, gemalt)
  • messn (i miß) – gmessn (messen, gemessen)
  • ruaffa (Kj. i riaffat) – gruaffa (rufen, gerufen)
  • schlaffa – gschlaffa (schlafen, geschlafen)
  • sèng (i sig, Kj. i sàgad) – gsèng (sehen, gesehen)
  • wachsn – gwachsn (wachsen, gewachsen)
  • waschn – gwaschn (waschen, gewaschen)

2. Gruppe: Spezialfälle (mhd. i > ë; ê > a)

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  • biddn – been (bitten, gebeten; einladen, eingeladen) – auch schwach: bidd oder ausnahmsweise mit deutlich hörbarem unbetonten e: biddet
  • ling (Kj. i làgad) – gleng (liegen, gelegen)
  • sitzn – gsessn (sitzen, gesessen)
  • geh (i gäh, Kj. i gàngad(ad) oder selten i gàng) – ganga (gehen, gegangen; historisch zur 7. Ablautklasse)
  • steh (i stäh, Kj. i stêgad oder selten i stàndad) – gstandn (stehen, gestanden; historisch zur 6. Ablautklasse)
  • bringa – bråcht (bringen, gebracht; historisch kein Ablaut, sondern ein Rückumlaut)
  • doa (i dua, mia dean/dàn, és deaz/dàz, de dàn, Kj. i dàd oder i dàdad) – dô (tun; historisch außerhalb der Ablautklassen stehend. "dàd" wird auch fast immer statt hdt. "würde" für den periphrastischen Konjunktiv herangezogen)
  • sei (i bin, du bist, er is, mia san, és saz, de sand) – war (Kj. i wàr, i wàrad) – gwen (sein; historisch aus drei Wortwurzeln bestehend. Imperfekt wird ausgebildet, Erzählzeit ist aber auch hier Perfekt)

Schwache Verben

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Genannt werden nur jene, die im Gegensatz zum Hochdeutschen schwach beziehungsweise ohne Rückumlaut sind.

  • aufhebbm – aufghebbd (aufheben) – auch stark: aufghoom
  • bagga – baggd (backen) – auch stark: bagga
  • biddn – bidd (bitten, einladen) – auch stark: been
  • brenna – brennd (brennen), s. a. oben
  • denga – denggd (denken)
  • fanga – gfangd (fangen)
  • haua – ghaud (hauen)
  • henga – ghenggd (hängen)
  • scheina – gscheind (scheinen, vom Licht) – „den Anschein haben“ heißt normalerweise nicht scheina