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Krieg in Nahost Ist das Israels Vergeltung? Was über die Explosionen im Iran bekannt ist – und was nicht

Iran und Israel sind schon längst Erzfeinde
Iran und Israel sind schon längst Erzfeinde
© Christian Ohde / Imago Images
Wer ist für die Explosionen im Iran verantwortlich? Wenige Stunden nach dem Vorfall bei der Millionenstadt Isfahan ist vieles unklar. Ein Überblick über die noch unübersichtliche Lage.

Inhaltsverzeichnis

Wird der Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen nun zu einem Flächenbrand in Nahost? Am Wochenende hatte der Iran erstmals einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Israel konnte mit Unterstützung seiner Verbündeten die meisten der mehr als 300 vom Iran gestarteten Raketen und Drohnen abfangen und kündigte eine Reaktion an. Jetzt gab es drei Explosionen nahe der iranischen Metropole Isfahan. Was derzeit bekannt ist.

Was ist passiert?

In der zentraliranischen Provinz Isfahan hat es nach Angaben iranischer Staatsmedien in der Nacht zu Freitag mehrere Explosionen gegeben. Berichten zufolge ereigneten sich diese unweit eines Militärstützpunktes. Das iranische Staatsfernsehen berichtete, kurz nach Mitternacht seien drei Drohnen über Isfahan gesichtet worden.

US-Medien zufolge sollen israelische Raketen eine Anlage getroffen haben. Die Behörden im Iran wiesen diese Meldung jedoch zurück. Einem ranghohen Kommandeur der iranischen Armee zufolge sei kein Schaden entstanden. Der Lärm, der in der Nacht zu hören gewesen sei, sei auf die Luftabwehr zurückzuführen, sagte der Kommandeur nach Angaben des Staatsfernsehens. Diese sei auf ein "verdächtiges Objekt" gerichtet worden. Informationen über einen Angriff mit Raketen gab es laut iranischer Weltraumbehörde zunächst nicht.

Wie reagierte der Iran?

Ein Sprecher der iranischen Weltraumbehörde erklärte, mehrere Drohnen seien "erfolgreich abgeschossen" worden. In mehreren Provinzen des Landes wurde nach Angaben von Irna die Luftabwehr aktiviert.

In weiten Teilen des Landes wurde zudem der Flugverkehr eingestellt. Die Nachrichtenagentur Mehr meldete, dass Flüge nach Teheran, Isfahan und Schiras sowie zu Flughäfen im Westen, Nordwesten und Südwesten ausgesetzt worden seien. Die Fluggesellschaft flydubai aus den Vereinigten Arabischen Emiraten strich am Freitag ihre Flüge in den Iran. Später berichtete Irna, der Flugverkehr in Teheran sei wieder aufgenommen worden.

Warum ausgerechnet Isfahan?

In der Millionenmetropole über vierhundert Kilometer südlich von Teheran befinden sich wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie. Auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes ist in der Kulturstadt angesiedelt. Laut dem Rundfunk bestand für die dortigen Atomeinrichtungen keine Gefahr. Die Nuklearanlagen in der Provinz Isfahan seien "völlig sicher", meldet die Nachrichtenagentur Tasnim unter Berufung auf "verlässliche Quellen". Berichte über einen Vorfall in diesen Anlagen seien falsch.

Auch die Internationale Atomenergiebehörde Entwarnung gegeben. Keine iranischen Atomanlagen seien beschädigt worden, meldete die Organisation am Freitag in Wien. IAEA-Chef Rafael Grossi rufe weiterhin "alle zu äußerster Zurückhaltung auf", hieß es in einer Stellungnahme auf X (vormals Twitter). Nukleare Anlagen sollten nie Ziele in militärischen Konflikten sein, betonte er.

Wer ist für die Explosionen verantwortlich?

Das ist derzeit noch unklar. Mehrere US-Medien, darunter die Sender ABC und CBS News, berichteten unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, die Angriffe seien von Israel ausgeführt worden. Das Land habe demnach auf den iranischen Angriff vom Wochenende reagiert. Israel hatte zuvor davor gewarnt, auf den iranischen Angriff vom Wochenende zu antworten. 

CNN zitierte einen US-Regierungsvertreter, das Ziel des israelischen Angriffs sei nicht nuklear gewesen. Die US-Sender NBC und CNN berichteten mit Verweis auf Regierungskreise, die USA seien vor dem mutmaßlichen israelischen Angriff informiert worden, hätten die Aktion jedoch weder gebilligt, noch an ihr mitgewirkt. Vom Weißen Haus gab es zunächst keinen Kommentar.

Was spricht dafür, dass Israel dahintersteckt

Seit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 bekämpft Israel die Hamas im Gazastreifen mit dem erklärten Ziel, die Palästinenserorganisation zu vernichten.Der Iran ist ein wichtiger Unterstützer der Hamas und der Hisbollah-Miliz im Libanon.

Am Wochenende musste sich Israel mit Unterstützung seiner Verbündeten gegen mehr als 300 vom Iran gestartete Drohnen und Raketen wehren.

Was sagen Israel und Iran zu dem Vorfall?

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte das israelische Militär, "zu diesem Zeitpunkt keinen Kommentar" abzugeben. Wie die "Washington Post" unter Berufung auf einen nichz namentlich genannten israelischen Regierungsbeamten berichtet, hat Israel zeigen wollen, dass es innerhalb des Landes angreifen kann. Das israelische Militär habe den Angriff als Vergeltung für Teherans Drohnen- und Raketenbeschuss am vergangenen Wochenende ausgeführt, schreibt die US-Zeitung.

Der Iran hat bisher niemanden für dei Explosion bei Isfahan verantwortlich gemacht. Vergeltungsmaßnahmen seien auch nicht geplant, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen ranghohen offiziellen Vertreter. Nach seiner Darstellung ist bislang nicht klar, wer hinter dem Vorfall steckt. "Die ausländische Quelle des Vorfalls wurde nicht bestätigt", sagte der iranische Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Es habe keinen "externen Angriff" auf den Iran gegeben, fügte er hinzu. "Die Diskussion tendiert eher in Richtung Infiltration als in Richtung Angriff."

cl DPA AFP Reuters

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