Bessere Startposition, trotzdem gleiches Resultat. Marc Marquez gelang am MotoGP-Samstag in Mugello die erhoffte Trendwende im Qualifying und kehrte nach zwei Q1-Debakeln in Folge in die zweite Startreihe zurück. Ein besseres Resultat gelang ihm im Sprint dennoch nicht, er wurde wie schon in Le Mans und zuletzt in Barcelona Zweiter. Eine knappe Sekunde fehlte ihm auf Sprintsieger Francesco Bagnaia - und verloren hat er diese bereits beim Start.

"Da starte ich einmal in der zweiten Reihe und komme ausgerechnet dann nicht gut weg", ärgerte sich Marquez am Samstagabend in seiner Medienrunde. Seine knallharte Analyse: "Dort habe ich wahrscheinlich das Rennen verloren." In den vergangenen Wochen noch von den Startplätzen 13 und 14 auf den ersten Metern jeweils in die Top Ten nach vorne geschossen, verlor der Gresini-Pilot im Mugello-Sprint sogar eine Platzierung auf dem Weg zu Kurve eins. Maverick Vinales startete noch schlechter, dafür schossen jedoch Enea Bastianini und Brad Binder vorbei.

Marc Marquez lag nach dem Start nur auf Platz fünf, Foto: LAT Images
Marc Marquez lag nach dem Start nur auf Platz fünf, Foto: LAT Images

Marc Marquez verpatzt die MotoGP-Startphase in Mugello: Bagnaia enteilt

Hinter jenem Binder hing Marquez dann auch die komplette erste Runde fest, ehe er sich zu Beginn des zweiten Umlaufs auf Start/Ziel dank eines massiven Windschattens an der KTM vorbeidrücken konnte. Erst zwei Runden später folgte der nächste Positionsgewinn, als Bastianini nach Kontakt mit Jorge Martin aus dem Rennen stürzte. Die Lücke zum WM-Führenden hatte die Startnummer 93 schnell geschlossen, bis sich aber zunächst die Zähne am 'Martinator' aus. Dieser blockte den ersten Überholversuch in Runde fünf, erst im zweiten Anlauf eine Runde später klappte Positionstausch. Sofort konnte sich Marquez sichtbar von Jorge Martin absetzen, lag zu diesem Zeitpunkt aber bereits knapp 1,2 Sekunden hinter Bagnaia.

"Um [nach dem schlechten Start, Anm.] zurückzukommen, musste ich meinen Hinterreifen stark abnutzen. Ich wollte schnellstmöglich wieder Zweiter sein, weil ich wusste, dass Pecco versuchen würde, eine Lücke zu öffnen und das hat er dann auch geschafft", erinnert sich der MotoGP-Superstar und führt aus: "Ich konnte sie Stück für Stück wieder schließen, habe dann in der vorletzten Runde in Kurve zehn aber einen Fehler gemacht, als ich meine letzte Attacke gestartet habe. Danach habe ich aufgegeben. Ich bin trotzdem zufrieden, wir waren schnell und haben erneut mit den Top-Ducatis gekämpft."

1,469 Sekunden fehlten Marquez bei Zielankunft auf Francesco Bagnaia. Ob er ihn mit einem günstigeren Rennverlauf hätte packen können? Der Gresini-Pilot winkt ab: "Es stimmt schon, dass Pecco etwas mehr Reserven hatte als ich. Sein Speed war seit FP1 etwas besser, er fährt hier einfach in einer sehr entspannten und einfachen Art und Weise. Es kommt auch nicht von irgendwo, dass er hier die letzten beiden Grand Prix gewonnen hat. Er ist hier sehr stark." Werden auch die beiden Sprints gezählt, gewann Bagnaia nun sogar die letzten vier MotoGP-Rennen in Mugello und hätte das auch 2021 schon tun können, wäre er damals nicht in Führung liegend gestürzt.

Marc Marquez konnte die Lücke zu Pecco Bagnaia nicht mehr schließen, Foto: LAT Images
Marc Marquez konnte die Lücke zu Pecco Bagnaia nicht mehr schließen, Foto: LAT Images

Marc Marquez hofft: Ermöglicht ihm die Bagnaia-Strafe den 1. Sieg seit 2021?

Damit geht der amtierende Weltmeister natürlich auch am Sonntag wieder favorisiert in den Italien Grand Prix, doch Marquez macht sich leise Hoffnungen auf eine Überraschung. Er weiß: "Wir waren heute nah dran. Es hat nicht viel gefehlt." Außerdem muss Bagnaia im Hauptrennen am Sonntag eine Drei-Platz-Gridstrafe für eine Blockade von Alex Marquez im Training absitzen, weshalb er 'nur' von Position fünf in den Italien GP gehen wird.

Womöglich ein entscheidender Unterschied, denn Marquez profitiert und darf dafür vom dritten Platz und somit aus der ersten Startreihe losfahren. "Ein elementarer Punkt für Pecco war heute, dass er das Rennen vom Start weg anführen konnte", glaubt Marquez am Sonntag einen anderen Rennverlauf heraufbeschwören zu können. "Wir werden sehen, ob ich besser starten kann als er, aber ich werde mich nur auf mich konzentrieren. Ich hätte es eigentlich bevorzugt, von Platz vier zu starten, weil dort die Linie für das Anbremsen auf Kurve eins minimal besser ist." Ein kleiner Nachteil also, den Marquez aber sicherlich gerne in Kauf nehmen wird, wenn sein größter Konkurrent um den Rennsieg dafür von weiter hinten losfahren muss.

Sollte der Gresini-Pilot am Sonntag tatsächlich Bagnaias Mugello-Serie beenden und seinen ersten MotoGP-Sieg seit November 2021 einfahren, würde er damit auch eine beeindruckende Serie fortsetzen. Denn Ducatis nächster Erfolg wäre der 93. in der Königsklasse. Zuletzt holte Martin den 89. Sieg, Marco Bezzecchi den 72. und Bagnaia den 63. Triumph.