Geist & Soziales

Familienbande: Der Berliner Clanchef Arafat Abu-Chaker im September 2020

Soziale Systeme:
Wir vertrauen nur Verwandten

Mit einem Experiment geht ein Sozialforscher der Frage nach, warum enge Familienbande den Argwohn gegen Fremde steigern.

So ein virtuelles Tête-à-tête muss man sich nicht immer schöntrinken.

Soziale Systeme:
Und, hat es Zoom gemacht?

Mit Drinks, dem besten Hemd und, wenn es sein muss, Photoshop: Untersuchungen über das Dating in Zeiten der Pandemie.
Goethe war gut, lieferte immer ein verwandlungsfähiges Zitat: „das Un-glaubliche hier wird Ereignis“ – so gratulierte Erich Wolfgang Korngold am 22. August 1949 Alma Mahler-Werfel zum siebzigsten Geburtstag.

Korngolds Neubewertung:
Er lebte von Kunst

Heiter ist die Wiederverwendung von eigenem Material, besonders im Kintopp: Ein Münchner Vortrag über Erich Wolfgang Korngold machte den Geltungsverlust antipopulärer Vorurteile der Musikforschung deutlich.
Der Vortrag der Biologin Marie-Luise Vollbrecht an der Humboldt-Universität lieferte den Fall, mit dem sich das Berliner Verwaltungsgericht zu beschäftigen hatte.

Wert, Schrift und Bild:
Meinungsfreiheit für Unis?

Kommt Universitäten Meinungsfreiheit zu, auf dem Umweg der Wissenschaftsfreiheit? Zur Kritik eines unbedachten Nebengedankens in einem Beschluss des Verwaltungsgerichts Berlin.
Joachim Latacz

Joachim Latacz:
Der Mann Homers

Seine Erkundungen der homerischen Epen richten sich nicht nur an Fachkollegen: Dem Gräzisten Joachim Latacz zum neunzigsten Geburtstag.
Die Münchner Straße in Frankfurt am Main. Unweit des Elends am Hauptbahnhof, sind hier die Besserverdienenden auch räumlich unter sich.

Soziale Systeme:
Von wegen Klassenbewusstsein

Dominante Haltungen finden sich eher bei Besserverdienenden. Unter weniger gut Gestellten gehen die Ansichten über die großen Themen immer weiter auseinender.
Eine Eule im Radio: Stündlich wurden die New Yorker über Sichtungen Flacos unterrichtet. Dieses Foto nahm David Lei am 3. Januar 2024 auf.

Flaco und die Tierethik:
Buho! Keine Antwort

Ein Jahr lang hat der aus dem Zoo im Central Park entfleuchte, auf den Namen Flaco getaufte Uhu über die Nächte in New York und die Phantasie der New Yorker geherrscht. Was sagt er der Tierethik?

Sind Grimms Märchen wie der Froschkönig heute „hochproblematische Texte“?

Innovationsscheu?:
Krise der Germanistik

Trügerische Sicherheit trotz Krisenrhetorik: Jan Süselbeck sieht die Germanistik von der Abrissbirne bedroht. Sein Blick vom Ausland auf die Wissenschaft vom Deutschen ist erhellend.
Ein Historiker, der kein Blatt vor den Mund nimmt, sondern in gedruckten wie sozialen Medien Blatt für Blatt mit kritischen Beobachtungen nicht nur zur Vergangenheit füllt: Ilko-Sascha Kowalczuk in der Gethsemanekirche in Berlin-Prenzlauer Berg.

Schröter gegen Kowalczuk:
Sind Wörter wieder unschuldig?

Minoritäres Problem oder zeithistorische Lektion? Die Ethnologin Susanne Schröter und der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk streiten über Sprachkritik. Eine Diskussionsveranstaltung in Weimar erlebt ein Nachspiel in den sozialen Medien.
Albert Einstein als Wachsfigur im Charlie-Chaplin-Museum im Schweizer Ort Corsier-sur-Vevey.

Bildung und Aufstieg:
Darf ich nach den Sternen greifen?

Frühe Enttäuschungen können eine heilsame Lektion sein. Auch dem amerikanischen Soziologen Robert N. Bellah hätten sie womöglich manch bittere Erkenntnis erspart.
Viele Menschen schauen gerne politische Talkshows an. In den vier Wänden werden politische Diskussionen offenbar eher gemieden.

Angst vor Konflikten:
Nicht alle mögen’s garstig

Werden politische Themen in privaten Runden gemieden, weil Konflikte programmiert sind – oder einfach aus Desinteresse? Eine soziologische Studie findet eine Antwort darauf.
Sind Psychopathen die besseren Geschäftsleute? Eine Diagnose sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Erkenntnis der Psychologie:
Der Psychopath in uns

Der Erfolg von Top-Managern und Politikern soll in negativen Persönlichkeitszügen begründet sein. Ist es wirklich gut, ein wenig psychopathisch zu sein?
Historische Dürre: ausgetrockneter Stausee im Nordosten Kataloniens im Januar 2024

Soziale Systeme:
Gesellschaft im Klimawandel

Soziologen bescheinigen ihrem Fach ein fatales Desinteresse in Umweltfragen. Es droht eine doppelte soziale Deklassierung.
Was schwingt nicht alles in einer mit Bedacht aufgetragenen Schicht Nutella mit? Bernhard Waldenfels bei der morgendlichen Arbeit.

Bernhard Waldenfels 90:
Antworten, die es in sich haben

Er erforscht, was im Gesagten mitgesagt wird, und drückt sich deshalb so genau wie möglich aus: Der Bochumer Philosoph Bernhard Waldenfels feiert seinen neunzigsten Geburtstag.
Der Weltbürgerkriegsverlierer hat dennoch das Schwert erhalten: Josef Abel (1764 bis 1818) zeichnete den jüngeren Cato 1806.

Enttäuschungen in Rom:
Wappnet euch mit Gleichmut

Häufige Wahlen normalisieren Niederlagen: Wie die Elite der römischen Republik mit Enttäuschungen umging.
Auch Konzentration lässt sich trainieren.

Hirnforschung:
Mehr Fokus, bitte!

Ständig ist irgendwas, lenkt uns ab, reißt uns aus den Gedanken. Haben wir verlernt, uns zu konzentrieren? Forscher geben Entwarnung – und Tipps gegen die Zerstreutheit.
Raumbegreifend: Richard Löwenthal, von Freunden wie Heinrich August Winkler „Rix“ gerufen, am 7. Juni 1983

Richard Löwenthal:
Unsere Studenten singen kein deutsches Sondergut mehr

Den Weltbildverlust der Achtundsechziger hielt der Politikwissenschaftler für gemeinwestlich: Der Historiker Riccardo Bavaj porträtiert Richard Löwenthal, einen Liberalen im Kalten Krieg.
Schreiender Blödsinn: Unter dem Mob, der am 6. Januar 2021 das Capitol stürmte, waren auch Anhänger von „QAnon“, einer der bizarrsten Verschwörungstheorien der letzten Jahrzehnte.

Soziale Systeme:
Die Sehnsucht nach dem Sündenbock

Wie sich Verschwörungstheorien als eine Folge der Versachlichung der Gesellschaftstheorien auffassen lassen.
Das Paulskirchenparlament, das am 18. Mai 1848 in Frankfurt zusammentrat, stand im Jubiläumsjahr 2023 nicht mehr im Zentrum des Gedenkens.

Neubewertung von 1848:
Die Fackel soll auch in unsere Zeit getragen werden

Der nachträgliche Jubel über die Flamme der Freiheit hat eine antiparlamentarische Pointe: Zur Neubewertung der Revolution von 1848. Ein Gastbeitrag.
Noch agiert der Saalschutz hier unter dem Schirm des Parteienprivilegs aus dem Grundgesetz: Politischer Aschermittwoch 2024 der thüringischen AfD in Pfiffelbach.

Workshop zum AfD-Verbot:
Wie widerlegt man ein Bekenntnis zum Grundgesetz?

Potentialität, Opportunität und engagierte Zwischenfragen aus dem Saal: Veteranen des Karlsruher Verfahrens gegen die NPD debattieren in Düsseldorf Chancen und Risiken eines AfD-Verbots.
Guten Tag, Professor Herding! Als Klaus Herding im Jahre 2010 als Gastkurator der Kunsthalle Schirn die Ausstellung „Courbet – Ein Traum von der Moderne“ einrichtete, konnte er auch „La Rencontre“ aus Montpellier nach Frankfurt holen.

Klaus Herdings Courbet:
Wer alles anfing

Jahrzehntelang forschte der Frankfurter Kunsthistoriker Klaus Herding über Gustave Courbet. Seine Kollegin Regine Prange führt Herdings Interesse am Realismus auf die Folgen von 1968 zurück.
Zwei Männer, einander in niedrigerer Stellung vermutend, begegnen sich: Alfred Bruyas vermachte „La Rencontre“ dem Musée Fabre in Montpellier.

Courbets „Begegnung“:
Er will ja keine Schlösser bauen

Rollentausch erübrigt Geldbedarf: Gustave Courbets Gemälde „La Rencontre“ setzt die Emanzipation des Künstlers von der Patronage ins Werk.
Welchen Einfluss hat die Sprache aufs Denken? Im Spanischen – hier die Fußballspielerin Amanda Sampedro – wird das Verb „spielen“ für den Fußball genutzt, nicht aber für die Geige.

Einfluss von Sprache:
Denken Spanier anders?

Das Spanische braucht mehr Worte als das Englische, um die Verhältnisse zu beschreiben. Was bedeutet das für die Weltsicht?
So ein Bonanza-Rad hätte auch in Ewalds Fries Dorf im Münsterland mächtig etwas her gemacht. Wie es nach Lütten Klein geschmuggelt wurde, dem Rostocker Neubaugebiet, in dem Steffen Mau aufwuchs, müsste die Mikrohistorie noch erforschen. Das Foto entstand ungefähr 1977, als Steffen Mau neun und Ewald Frie fünfzehn Jahre alt war.

Ewald Frie und Steffen Mau:
Danke für Ihre Arbeitsprobe!

Wie zwei Autoren autobiographischer Sachbuchbestseller ihre begeisterten Leser erleben: In Essen treffen der Historiker Ewald Frie und der Soziologe Steffen Mau zusammen.
Aha, blinde Passagiere! Diese beiden 1911 in Ellis Island aufgegriffenen Deutschen remigrierten nicht freiwillig.

Die Geschichte der Remigration:
Drüben in der Heimat

Das Wort „Remigration“ gibt es seit etwas mehr als hundert Jahren. Damit wurde die freiwillige Rückkehr von Auswanderern bezeichnet. Ihre Remigration bedeutete nicht, dass ihre Emigration ein Fehler gewesen war.
Zwölf Tage vor dem Tag der Entscheidung: Carl Schmitt hielt am 18. Januar 1933 die Rede auf der Reichsgründungsfeier der Handelshochschule Berlin.

Franz Blei an Carl Schmitt:
Wie können Sie an Hitler glauben?

Unpolitisch wachse das Volk, im Schutz der politischen Entscheidungen, von der Gewalt des Staates abgeschirmt gegen jeden lichten Einfall: Sarkastisch verwies Franz Blei diesen Gedanken von Carl Schmitts NS-Verfassungslehre in die Sphäre der Spökenkiekerei. Bleis verschollener letzter Brief an Schmitt aus dem Januar 1934 wird hier erstmals publiziert.
„Stop Oil'“-Flagge: So kommuniziert „Mothers Rebellion“ in London.

Psychologie in der Krise:
Schreibe einen Brief an die Klimaopfer – oder versuch es anders

Zwölf Kommunikationsstrategien im Umgang mit der Klimakrise: Ein großes Psychologen-Team hat ein Web-Tool entwickelt, das bei der Auswahl hilft.
Seine private wissenschaftliche Bibliothek hat die Größe eines eigenen Instituts; vierzigtausend Bände hat er bereits einer Spezialbibliothek in Barcelona geschenkt: Alois Maria Haas im Arbeitszimmer seines Hauses in Uitikon.

Alois M. Haas 90:
Schwärmer hält er sich vom Leib

Dieser Bäckersohn kennt alle Zutaten zum seligen Leben: Dem Schweizer Mystikforscher Alois M. Haas ist der seltene Brückenschlag zwischen Wissenschaft und öffentlicher Wirksamkeit gelungen. Heute wird er neunzig Jahre alt.
Was aber die geplante Steuererhöhung angeht, Mitbürger, so bin ich entschieden dagegen: Markus Söder möchte sich nicht nachsagen lassen, dass er in der Politikerblase lebt, und sprach daher am 12. Januar 2024 auf einer Kundgebung des Bauernverbandes in Nürnberg.

Stichwort Blasendenken:
Streit irgendwo

Klischees gibt man als unaussprechlich aus: So durchbricht die AfD vermeintliche Verbote, und so vollzieht der Kommentar, der scheinbar originell sein will, die Logik seiner Gattung.
Ohne Sitzungen ist keine Organisation denkbar: Das Rattanholz für das Geflecht der Rückenlehnen dieses Stuhls aus Walnussholz wurde von der Londoner East India Company gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts von der Malaiischen Halbinsel nach Europa importiert.

Geschichte der Organisationen:
Die Würde des Amtes zu üben

Wie frei waren die Hansestädte? Ihr Verbund zeigte jedenfalls eine Wandlungsresistenz, wie sie typisch ist für Metaorganisationen, Organisationen von Organisationen. Eine Tagung am Historischen Kolleg in München findet schon im vormodernen Europa Organisationspläne und Organisationsmenschen.
Und
wüssten’s
die
Blumen: Martha Argerich und Thomas Hampson am Ende ihres Konzerts in Luzern

Die Ur-Dichterliebe:
Das weiß ich längst

Musikforschung arbeitet mit Musikpraxis im Ohr: Thomas Hampsons Luzerner Vortrag des Schumann-Lieds „Ich grolle nicht“ bricht Hörgewohnheiten auf.
Anders als in den Vereinigten Staaten von Amerika folgte der Unabhängigkeitserklärung in Israel bis heute noch keine Verfassung: Die Urkunde der Ausrufung des jüdischen Staates wurde am 14. Mai 1948 im städtischen Museum von Tel Aviv unterzeichnet; David Ben Gurion (links) wurde der erste Ministerpräsident.

Vittore Colorni und Israel:
Das Gesetz des Landes ist Gesetz

Der italienische Rechtshistoriker Vittore Colorni steuerte zur israelischen Verfassungsdebatte 1948 den Gedanken bei, dass das Recht auf dem Minderheitenschutz basiere. Er berief sich dabei auf die Tradition des jüdischen Rechtsdenkens.