Neuer britischer Außenminister :
Ein übermäßig angepasster Gefolgsmann

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Typische Politikerkarriere: Jeremy Hunt
Er war so lange britischer Gesundheitsminister, wie kein anderer vor ihm, doch nun soll Jeremy Hunt Großbritannien nach außen repräsentieren. Großspuriges Gehabe wie von seinem Vorgänger Boris Johnson ist von ihm nicht zu erwarten.

Es ist kein einfacher Job, sich in Großbritannien um das oft als marode beschimpfte Gesundheitssystem zu kümmern. Jeremy Hunt hat es so lange getan wie keiner vor ihm in der Nachkriegszeit. Nun profitiert er von den Brexit-Wirren: Premierministerin Theresa May hat den 51 Jahre alten Hunt vom Gesundheits- zum Außenminister befördert. Wo bisher der dickköpfige Brexit-Hardliner Boris Johnson der Regierungschefin das Leben schwer machte, übernimmt damit ein loyaler, manche würden auch sagen, übermäßig angepasster Gefolgsmann.

Hunt schrieb in der Nacht auf Twitter, es sei eine „riesige Ehre“, in dieser entscheidenden Phase der britischen Geschichte zum Außenminister ernannt zu werden. „Es ist Zeit, unserer Premierministerin dabei den Rücken zu stärken, einen großartigen Brexit-Deal zu bekommen - jetzt oder nie...“, schrieb er.

Eine der ersten Aufgaben des neuen Außenministers dürfte es werden, den amerikanischen Präsident Donald Trump zu empfangen. „Der Präsident freut sich weiterhin auf seinen Arbeitsbesuch mit der Premierministerin am 13. Juli und darauf, das besondere Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien weiter zu stärken“, teilte Trumps Sprecherin Sarah Sanders mit.

Hunt kommt aus wohlhabendem Hause, besuchte eine angesehene Schule und studierte in Oxford Philosophie, Politikwissenschaft und Wirtschaft – eine typisch britische Politiker-Karriere. Der verheiratete Vater eines Sohnes und zweier Töchter sitzt seit 2005 als Konservativer im britischen Unterhaus, er vertritt dort den südenglischen Wahlkreis South West Surrey. Im Brexit-Referendum setzte er sich – wie May – für den Verbleib Großbritanniens in der EU ein, hat aber inzwischen die in der Volksabstimmung geschaffenen Fakten akzeptiert, auch, wie er sagt, wegen der Arroganz mit der die EU-Kommission die Verhandlungen führt.

Skandalfrei war Hunts politische Karriere nicht. Vor Jahren war er sogar als möglicher Parteichef der konservativen Tories im Gespräch, dann stolperte er beinahe über den folgenreichen Skandal um enge Verbindungen britischer Politiker zum Medienzar Rupert Murdoch und den Bezahlsender-Anbieter BSkyB, der inzwischen nur noch Sky heißt. Das war 2012. Aber der damalige Premier David Cameron hielt zu Hunt, zu der Zeit Kultur- und Medienminister, und machte ihn wenig später zum Gesundheitsminister.

Die Ernennung Hunts dürfte als ein Versuch Mays gewertet werden, das Machtverhältnis im Kabinett zu ihren Gunsten zu verschieben. Hunts Ressort übernimmt Matt Hancock, der bisher Minister für Kultur und Medien war. Zum neuen Kulturminister ernannte May den bisherigen Generalstaatsanwalt für England und Wales, Jeremy Wright.